GT Manager (THE TINY DIGITAL FACTORY)
Juni 2025
Übernimm das Kommando als ultimativer Rennmanager und führe dein GT-Rennteam zum Sieg. Bauen Sie Ihr Team auf, verbessern Sie Ihr Auto und setzen Sie gewinnbringende Rennstrategien in 5 offiziellen GT-Ligen ein, darunter auch die Königsklasse der Langstreckenrennen: die Hypercar-Kategorie!
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Entwickler: THE TINY DIGITAL FACTORY
Genre: Simulation
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80%
Spielspaß 71%
Wiederspielbarkeit 70%
Langzeitmotivation 79%
Grafik 70%
Umsetzung |
Für Fans, aber mit Vorsicht. |

GT Manager
Als langjähriger Motorsportfan war ich sofort Feuer und Flamme, als ich hörte, dass GT Manager kurz vor dem legendären 24h-Rennen am Nürburgring veröffentlicht wurde. Ein cleverer Release-Zeitpunkt, denn der Hype um das reale Event hat mich direkt ins Spiel gezogen. Seitdem begleite ich mein eigenes Rennteam durch verschiedene Klassen und kämpfe mich vom Newcomer der GT4 bis in die Sphären der Hypercars. Und auch wenn ich oft Freude dabei hatte, ist GT Manager bei weitem kein perfektes Spiel. Es gibt viele kleine Baustellen – aber auch eine Menge Potenzial.
Der Einstieg: GT4 als Trainingslager für Manager
Das Spiel beginnt in der GT4-Klasse, was sowohl thematisch als auch gameplaytechnisch Sinn ergibt. Man startet mit einem kleinen Team, begrenztem Budget und rudimentären Funktionen. Forschung, Marketing oder Sponsoring sind zwar als Konzepte präsent, aber zunächst kaum ausgebaut. Stattdessen geht es ums nackte Überleben im Mittelfeld – was sich durchaus authentisch anfühlt.
Der Schwierigkeitsgrad ist gerade zu Beginn fordernd, da das Spiel kaum Spielhilfen bietet. Eine einfache Anzeige, wie viele Runden mit einer Tankfüllung möglich sind? Fehlanzeige. Diese Erfahrungswerte muss man sich selbst erarbeiten. Das bedeutet: Learning by doing – oft durch Fehler. So ist man zu Beginn den KI-Gegnern klar unterlegen, sofern man nicht durch Glück einen guten Lauf erwischt. Ich hatte in meinen ersten Rennen genau dieses Glück, konnte dadurch früh bessere Ressourcen freischalten und blieb bewusst länger in der GT4, um ein finanzielles Polster für den Aufstieg zu schaffen.
Vom Mittelfeld zur Dominanz
Mit wachsendem Budget und etwas Erfahrung erschließen sich neue Möglichkeiten. Wer clever investiert – vor allem in Forschung und Fahrerentwicklung – kann ab der GT3-Saison durchstarten. Ab diesem Punkt kippte das Spiel für mich etwas: Ich gewann fast jede Saison, inklusive der abschließenden Hypercar-Meisterschaft. Der Grund liegt vermutlich darin, dass es im späteren Spielverlauf kaum noch Herausforderungen gibt, sobald man ein starkes Setup gefunden hat.
Hier zeigt sich ein zentrales Problem: GT Manager hat eine zu flache Lernkurve in der zweiten Spielhälfte. Wer früh alles richtig macht, „schießt sich raus“ und hat wenig Anlass, seine Strategien noch weiter anzupassen.
Das Gameplay: Gute Ansätze, aber wenig Tiefe
Einer der größten Kritikpunkte meinerseits – und auch von vielen Spielern in Rezensionen – ist die mangelnde Tiefe in verschiedenen Bereichen. Wirtschaftliche Aspekte sind zwar da: Sponsorenverträge, Fahrergehälter, Fahrzeugentwicklung, Personalmanagement. Aber alles bleibt oberflächlich. Entscheidungen haben selten langfristige Konsequenzen, und finanzielle Krisen treten eigentlich nur ganz zu Beginn auf.
Das Qualifying verläuft automatisiert, je nach Voreinstellungen. Eingreifen ist nicht möglich, was schade ist, denn gerade hier hätte man durch strategisches Denken (z. B. im Umgang mit Streckenverhältnissen) mehr Tiefe ins Spiel bringen können. In den Rennen selbst übernimmt man dann das Kommando über Boxenstopps, Fahrverhalten und Strategie. Das fühlt sich zu Beginn gut an, aber auch hier fehlen Feinheiten. Die Boxenstrategie ist rudimentär, Wetterverhältnisse sind kaum relevant und es gibt keine echten Safety-Car-Phasen oder Zwischenfälle, wie man sie aus realen Rennen kennt.
Die KI schwankt stark in ihrer Leistungsfähigkeit. Besonders in Herstellerrennen scheint sie übermächtig, in anderen Rennen wiederum fast passiv. Ein weiterer Frustpunkt ist, dass KI-Teams zwei Fahrzeuge gleichzeitig in die Box schicken können – ich als Spieler aber nur eines. Das ist spielmechanisch unfair.
Technische Schwächen
Leider ist GT Manager technisch nicht ausgereift. Abstürze im Testmodus sind keine Seltenheit. In mehreren Sessions ist mir das Spiel einfach eingefroren – vor allem bei längeren Testrunden. Auch die Anzeige von Achievements funktioniert nicht verlässlich. Manche Erfolge werden freigeschaltet, ohne dass ich die dafür nötige Aktion im Spiel durchgeführt hätte, andere bleiben aus, obwohl ich die Kriterien erfüllt habe.
Hinzu kommt ein merkwürdiges Problem mit der Spielzeiterfassung: Eines Abends zeigte der Zähler 9,6 Stunden, am nächsten Morgen nur noch 6,3. Zwar kein Gamebreaker, aber trotzdem ein Bug, der Vertrauen in die Plattformintegration schmälert.
Grafik und Präsentation
Visuell ist das Spiel solide. Die Menüführung ist aufgeräumt, das UI funktional. Die Rennen selbst werden aus der Vogelperspektive dargestellt und erinnern stilistisch an klassische Manager-Spiele wie Motorsport Manager. Die Fahrzeugmodelle sind einfach gehalten, aber stimmig. Soundeffekte und Musik sind unauffällig, erfüllen aber ihren Zweck. Eine dynamischere akustische Gestaltung – etwa durch Boxenfunk oder stimmungsvolle Musik in den Rennen – hätte dem Spiel gutgetan.
Was dem Spiel fehlt, ist eine stärkere emotionale Verbindung zu Team, Fahrern und Saisonverlauf. Es gibt keine Zwischensequenzen, keine Kommentare, keine Geschichten rund um die Fahrer. Das Management bleibt auf Distanz, was schade ist. Gerade eine Karriere-Komponente mit rivalisierenden Teams, medialem Druck oder Vertragsverhandlungen hätte viel Potenzial.
Der Entwickler: The Tiny Digital Factory
Entwickelt wurde GT Manager von The Tiny Digital Factory, einem französischen Studio mit Sitz in Lyon. Die Entwickler haben sich auf mobile und PC-Rennspiele spezialisiert und waren zuvor an Titeln wie F1 Mobile Racing beteiligt. Das Team besteht aus Branchenveteranen mit Erfahrung in der Arbeit für Eden Games und Codemasters. Ihr Ziel: Motorsport für alle zugänglich machen – auch für Gelegenheitsspieler. Diese Philosophie ist in GT Manager deutlich spürbar. Das Spiel ist zugänglich, leicht verständlich und ideal für Zwischendurch – aber eben nicht auf Hardcore-Simulation ausgelegt.
Langzeitmotivation: Mittelmäßig
Nach rund 10–15 Stunden Spielzeit hat man das meiste gesehen. Neue Wagenklassen, leicht verbesserte KI, etwas schwierigere Sponsoren – das war’s. Was fehlt, sind saisonübergreifende Herausforderungen, dynamische Elemente wie Regeländerungen oder echte Konkurrenzkämpfe mit langfristiger Auswirkung. Auch eine Online-Rangliste, Turniere oder Multiplayer-Komponenten wären ein logischer nächster Schritt für das Spiel gewesen – fehlen bisher aber.
Fazit: Für Fans, aber mit Vorsicht
GT Manager macht Spaß, besonders wenn man – wie ich – einen realen Motorsportbezug hat und gerade in Rennwochen voller Adrenalin steckt. Es bietet einen charmanten Einstieg ins Teammanagement, funktioniert gut für ein paar Saisons und eignet sich hervorragend für „Nebenbei“-Sessions.
Aber: Wer eine echte Simulation erwartet oder auf große spielmechanische Tiefe hofft, wird enttäuscht sein. Es fehlen Details, emotionale Bindung und technische Ausgereiftheit. GT Manager ist wie ein gutes Qualifying auf einer nassen Strecke – ordentlich gestartet, aber mit zu wenig Grip ins Ziel gekommen.