Gefahr im Verzug (Heyne Verlag)
November 2024
Gefahr im Verzug
„Gefahr im Verzug“ von Tom Clancy und Marc Cameron ist ein hochspannender Polit-Thriller, der die Fans der Jack-Ryan-Reihe erneut in eine Welt voller Intrigen, Action und geopolitischer Machtspiele entführt. Diesmal sieht sich Präsident Jack Ryan einer Bedrohung gegenüber, die sowohl persönlich als auch global von Bedeutung ist. Während ein enger Freund in Indonesien unter fragwürdigen Umständen verhaftet wird, taucht eine hochentwickelte Künstliche Intelligenz namens „Calliope“ auf, die fatale Folgen haben könnte, wenn sie in die falschen Hände gerät.
Marc Cameron hat es geschafft, Tom Clancys Erbe fortzuführen und gleichzeitig eine eigene Note in die Reihe einzubringen. Mit seiner Erfahrung als U.S. Marshal versteht er es, Spannung und Authentizität perfekt zu kombinieren. In diesem Buch gelingt es ihm erneut, komplexe geopolitische Themen mit persönlichen Geschichten zu verweben, was den Roman nicht nur unterhaltsam, sondern auch relevant macht.
Die Handlung: Mehr als ein typischer Polit-Thriller
Die Geschichte beginnt mit der Verhaftung des indonesischen Priesters Pat West, einem alten Freund von Jack Ryan. Wests kryptische Warnung über „Calliope“, eine revolutionäre Künstliche Intelligenz, die in die falschen Hände geraten ist, stellt den Ausgangspunkt für die Handlung dar. Ryan und sein Team vom Campus sehen sich einer doppelten Herausforderung gegenüber: Sie müssen West retten und gleichzeitig verhindern, dass „Calliope“ als Waffe eingesetzt wird.
Was die Handlung besonders macht, ist die Verknüpfung aktueller Themen wie Cyberkriminalität und KI-Sicherheit mit den klassischen Elementen eines Polit-Thrillers. Die Gefahren, die von einer unkontrollierten Künstlichen Intelligenz ausgehen, sind heute aktueller denn je, und Cameron versteht es, diese Thematik glaubwürdig in die Jack-Ryan-Welt zu integrieren. Gleichzeitig sorgt die persönliche Verbindung zwischen Ryan und West für emotionale Tiefe und macht die Bedrohung umso greifbarer.
Die Figuren: Ein starkes Ensemble
Jack Ryan bleibt das Herzstück des Romans. Seine Entschlossenheit, seine Moral und sein Pflichtbewusstsein machen ihn zu einem fesselnden Protagonisten. Gleichzeitig zeigt Cameron auch Ryans verletzliche Seite, was ihn menschlicher und nahbarer macht. Besonders beeindruckend ist, wie Ryan mit den verschiedenen Herausforderungen jongliert – als Präsident der Vereinigten Staaten, als Freund und als Stratege in einer globalen Krise.
Die Nebenfiguren, insbesondere das Team des Campus, sind ebenfalls hervorragend ausgearbeitet. Sie bringen unterschiedliche Perspektiven und Dynamiken in die Geschichte ein. Dabei bleibt genügend Raum, um ihre individuellen Charakterzüge und Beziehungen zu Jack Ryan zu beleuchten.
Der Schreibstil: Präzise und rasant
Marc Camerons Schreibstil ist geprägt von präzisen Beschreibungen und einem hohen Erzähltempo. Die Actionsequenzen sind intensiv und gut choreografiert, sodass man sich als Leser mitten im Geschehen fühlt. Gleichzeitig gelingt es Cameron, auch in ruhigeren Momenten Spannung aufzubauen und die Charaktere weiterzuentwickeln.
Allerdings ist die klare Trennung zwischen Gut und Böse in einigen Szenen etwas zu stark ausgeprägt, was stellenweise klischeehaft wirken kann. Dennoch schafft es Cameron, den Geist von Tom Clancys Originalwerken zu bewahren und die Handlung mit neuen Ideen und aktuellen Themen zu bereichern.
Über den Autor: Marc Cameron
Marc Cameron, der seit 2017 die Jack-Ryan-Serie fortführt, hat sich als Autor von Action-Thrillern einen Namen gemacht. Mit fast drei Jahrzehnten Erfahrung als U.S. Marshal bringt er ein hohes Maß an Authentizität in seine Werke ein. Seine Expertise in den Bereichen Personenschutz, Ermittlungsarbeit und Selbstverteidigung spiegelt sich deutlich in der Präzision und Detailtreue seiner Geschichten wider. Neben der Jack-Ryan-Reihe hat Cameron auch eine eigene Buchserie um den Charakter Jericho Quinn geschrieben.
Mein Fazit
„Gefahr im Verzug“ ist ein beeindruckender Thriller, der aktuelle Themen wie Künstliche Intelligenz und Cyberkriminalität mit klassischer Spannung und Action verbindet. Marc Cameron zeigt einmal mehr, dass er nicht nur das Erbe von Tom Clancy würdig weiterführt, sondern auch in der Lage ist, eigene Akzente zu setzen. Die Figuren sind überzeugend, die Handlung ist spannend, und der Schreibstil sorgt dafür, dass man das Buch kaum aus der Hand legen möchte.
Trotz kleiner Schwächen, wie der stellenweise zu simplen Gut-Böse-Darstellung, ist „Gefahr im Verzug“ ein gelungener Roman, der sowohl Fans der Reihe als auch Neueinsteiger begeistert. Ich kann das Buch jedem empfehlen, der auf der Suche nach einem intelligenten und actiongeladenen Thriller ist.