Frostmond

Frostmond ist ein Buch aus dem Pendragon Verlag und erschien am 24. Februar 2021. 

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Frostmond

In den Tiefen Kanadas werden Verbrechen an indigenen Frauen aufgedeckt. Seit Jahren verschwinden junge Frauen ­indigener Herkunft spurlos entlang des Transcanada-Highways. Für die Polizei scheinen diese Verbrechen keine Priorität zu haben. Doch als die 15-jährige Jeanette Maskisin in Montreal tot aufgefunden wird und die Medien darüber groß berichten, werden die Ermittler LeRoux und Garner auf den Fall angesetzt. Ihre erste Anlaufstelle ist ein Cree-Reservat im hohen Norden Quebecs, aus dem Jeanette stammt. Dort stoßen die Polizisten auf Ablehnung, denn aus Sicht der First-Nation-Familien hat sich die Polizei nie für die vermissten Frauen interessiert. Die Ermittler kommen immer mehr in Bedrängnis, denn es werden weitere ­Opfer befürchtet und auch der Täter wird zur Zielscheibe – jemand hat blutige Rache geschworen.

„Frostmond“ von Frauke Buchholz, erschienen im Pendragon Verlag, ist ein atmosphärischer Kriminalroman, der in den tiefen Wäldern Kanadas spielt und sich einem ernsten Thema widmet: dem Verschwinden indigener Frauen entlang des Transcanada-Highways. Was mich an diesem Buch besonders bewegt hat, ist die geschickte Verwebung eines spannenden Kriminalfalles mit der Erkundung sozialer Ungerechtigkeiten und kultureller Spannungen. Der Roman lässt mich nicht los, denn er öffnet den Blick auf eine Realität, die oft vernachlässigt wird. Frauke Buchholz, die Autorin, ist keine Unbekannte in der literarischen Welt. Sie wurde in Deutschland geboren, hat Anglistik und Romanistik studiert und sogar über zeitgenössische indianische Literatur promoviert. Ihre Faszination für indigene Kulturen ist unverkennbar, besonders weil sie viel Zeit in Indianerreservaten in Kanada und den USA verbracht hat. Dieses tiefe Wissen und die persönliche Erfahrung spiegeln sich in „Frostmond“ wider. Die Tatsache, dass Buchholz keine Kanadierin ist, aber dennoch so einfühlsam und präzise über das Leben der Cree und andere indigene Völker schreibt, zeugt von intensiver Recherche und einem großen Einfühlungsvermögen.

Die Handlung beginnt mit dem grausamen Fund der 15-jährigen Jeanette Maskisin, deren Leiche im St.-Lorenz-Strom bei Montreal angeschwemmt wird. Sie ist das jüngste Opfer einer Serie von Verbrechen an indigenen Frauen, die oft unbemerkt und unaufgeklärt bleiben. Die Ermittler Jean-Baptiste LeRoux und Ted Garner werden auf den Fall angesetzt und führen uns in die abgelegenen Regionen Quebecs, in denen die Cree leben. Hier wird nicht nur die Polizeiarbeit erschwert durch Vorurteile und Misstrauen, sondern auch die Kluft zwischen den Kulturen spürbar. Was mich besonders beeindruckt hat, ist die Art und Weise, wie Buchholz die Charaktere formt: LeRoux, der frankokanadische Polizist, der in seiner Midlife-Crisis steckt, und der mürrische Profiler Garner aus Saskatchewan. Die beiden könnten unterschiedlicher kaum sein, müssen sich aber zusammenraufen, um den Täter zu finden. Parallel zur polizeilichen Ermittlung gibt es eine zweite Handlungsebene: Jeanettes Cousin Leon Maskisin, ein traditioneller Cree-Jäger, macht sich auf eigene Faust auf die Suche nach dem Mörder. Diese beiden Perspektiven – die der staatlichen Behörden und die der indigenen Bevölkerung – stehen im ständigen Spannungsfeld. Man spürt den Kulturclash deutlich, denn sowohl die Ermittler als auch die Cree haben ihre eigenen Sichtweisen auf Recht und Gerechtigkeit. Diese Dualität sorgt für eine intensive Atmosphäre und trägt viel zur Spannung bei.

Was mir besonders gut gefallen hat, ist der Fokus auf die indigene Kultur und die damit verbundenen Probleme. Buchholz beschreibt das harte Leben in den Reservaten mit viel Empathie und ohne romantische Verklärung. Die düstere Stimmung des Romans passt perfekt zu den schaurigen kanadischen Winterlandschaften, die fast schon wie ein zusätzlicher Charakter in der Geschichte wirken. Es ist ein bedrückendes Setting, das das Gefühl von Isolation und Hilflosigkeit verstärkt, dem die indigene Bevölkerung oft ausgeliefert ist. „Frostmond“ ist definitiv ein Krimi, der nachhallt. Nicht nur wegen der spannenden Handlung, sondern vor allem wegen der politischen und sozialen Themen, die immer wieder anklingen. Der Roman zeigt auf eindringliche Weise, wie die indigene Bevölkerung in Kanada marginalisiert wird und welche Folgen das hat – nicht nur für die Opfer, sondern auch für die Gemeinschaften, die diese Frauen verlieren. Es ist ein Buch, das einen zum Nachdenken anregt und das weit über die Grenzen des Krimigenres hinausgeht.

Frauke Buchholz hat mit „Frostmond“ ein Werk geschaffen, das sowohl literarisch als auch inhaltlich überzeugt. Die klare Sprache, die gut gezeichneten Figuren und der spannende Plot machen das Buch zu einem Muss für Krimifans, die mehr als nur eine gewöhnliche Mordgeschichte suchen. Für mich war es eine aufwühlende, aber lohnende Lektüre, die einen wichtigen Beitrag dazu leistet, auf ein oft übersehenes Thema aufmerksam zu machen. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass „Frostmond“ ein starker Auftakt für Buchholz als Romanautorin ist. Wer düstere Krimis mag und sich für gesellschaftliche Fragen interessiert, wird hier voll auf seine Kosten kommen. Eine klare Leseempfehlung!

Frostmond

8

Aufmachung

8.0/10

Umfang

8.3/10

Schreibstil

8.1/10

Thema

8.0/10

Aufbau

8.1/10

Lesbarkeit

8.0/10

Illustrationen

7.5/10

Umsetzung

7.9/10

Hat mir besonders gefallen

  • Der Roman zeichnet ein einfühlsames und realistisches Bild des Lebens der Cree in Kanada, ohne dabei in Klischees oder "Indianerromantik" zu verfallen
  • Die Ermittlungen und parallelen Handlungsstränge, besonders die Suche des Cousins nach dem Mörder, sorgen für vielschichtige Spannung​
  • Die winterliche Landschaft Kanadas verstärkt die dunkle und beklemmende Stimmung des Romans und fungiert fast wie ein eigener Charakter​
  • Die beiden Hauptcharaktere, LeRoux und Garner, sind komplex, mit ihren eigenen Schwächen und inneren Konflikten, was die Geschichte menschlich und glaubwürdig macht
  • "Frostmond" thematisiert die Vernachlässigung und Ungerechtigkeit gegenüber indigenen Frauen in Kanada und beleuchtet die politischen und sozialen Probleme dieser Gemeinschaften
Mediennerd
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Medienproduzent/Blogger, Katzenliebhaber und 1. FC Köln Fan im hohen Norden. Mit meiner Berufs- und Lebenserfahrung teste und vermarkte ich seit 2009 Produkte aller Art. Sie erhalten immer ein ehrliches Feedback.
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