Fake-Mafia in der Wissenschaft (Kohlhammer)
Oktober 2024
Fake-Mafia in der Wissenschaft
Das Buch Fake-Mafia in der Wissenschaft von Bernhard A. Sabel wirft einen schonungslosen Blick auf die erschütternde Realität hinter vielen wissenschaftlichen Publikationen. Als Leser war ich gleichermaßen schockiert und fasziniert von den Enthüllungen, die Sabel in seinem Werk aufzeigt. Die von ihm als „Fake-Mafia“ bezeichnete Organisation aus skrupellosen Wissenschaftlern und korrupten Verlagen, die Fake-Publikationen mithilfe von Künstlicher Intelligenz (KI) verbreiten, wirft ein düsteres Bild auf den Zustand der modernen Forschung. Besonders besorgniserregend ist die Tatsache, dass diese Machenschaften nicht nur in Nischenbereichen stattfinden, sondern zentrale Bereiche unserer Gesellschaft betreffen – von der Medizin über die Umweltwissenschaften bis hin zur nationalen Sicherheit.
Der Autor: Bernhard A. Sabel
Bernhard A. Sabel, Professor für Medizinische Psychologie und ein langjähriger Forscher an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, beschäftigt sich seit Jahren intensiv mit den wachsenden Problemen des Wissenschaftsbetrugs. Gemeinsam mit dem Journalisten Armin Fuhrer, der ebenfalls als Co-Autor tätig ist, gelingt es Sabel, das Ausmaß und die Konsequenzen dieser betrügerischen Praktiken eindringlich darzustellen. Seine langjährige Erfahrung und Expertise verleihen dem Buch eine besondere Tiefe und Glaubwürdigkeit. Man merkt, dass hier jemand schreibt, der die Wissenschaft von innen kennt und sich nicht scheut, unbequeme Wahrheiten auszusprechen.
Eine Lawine von Fake-Publikationen
Sabel beschreibt im Detail, wie jedes Jahr Hunderttausende gefälschter Veröffentlichungen in den Umlauf gebracht werden. Die Rolle der Künstlichen Intelligenz ist dabei besonders beunruhigend, da sie die Produktion solcher Fälschungen in einem bislang unvorstellbaren Ausmaß beschleunigt. Skrupellose Wissenschaftler nutzen diese sogenannten Papiermühlen, um durch gefälschte Studien und Daten ihre Karrieren voranzutreiben. Dabei stehen nicht nur finanzielle Anreize im Vordergrund, sondern auch der Druck, in der wissenschaftlichen Community zu bestehen und immer neue Ergebnisse zu liefern.
Die kriminellen Netzwerke, die hinter diesen Fakes stecken, agieren oft unbemerkt, da sie als seriöse Editing-Agenturen auftreten und sich geschickt tarnen. Was mich persönlich besonders schockierte, ist die Tatsache, dass viele dieser gefälschten Studien in renommierten Fachzeitschriften erscheinen und so das Vertrauen in die Wissenschaft insgesamt massiv erschüttern.
Die Konsequenzen: Ein gefährliches Spiel mit der Wahrheit
Das Buch zeigt auf, dass der Schaden, den diese „Fake-Mafia“ anrichtet, weit über die Wissenschaft hinausgeht. So haben gefälschte Forschungsergebnisse reale Konsequenzen in der Medizin, der Umweltpolitik und sogar der nationalen Sicherheit. Wenn beispielsweise in der biomedizinischen Forschung falsche Daten verwendet werden, könnten lebenswichtige Entscheidungen auf fehlerhaften Grundlagen beruhen. Dieser Punkt war für mich besonders beunruhigend, da Sabel verdeutlicht, wie tief die Verbindungen zwischen diesen betrügerischen Praktiken und zentralen Bereichen unseres Lebens tatsächlich reichen.
Die Dringlichkeit eines Umdenkens
Sabel fordert in seinem Buch eindringlich, dass das wissenschaftliche System reformiert werden muss. Es ist klar, dass die Anreize, die Forscher dazu bringen, sich auf solche kriminellen Machenschaften einzulassen, nicht einfach verschwinden werden. Der enorme Publikationsdruck und die oft mit Veröffentlichungen verbundenen finanziellen Belohnungen schaffen ein Umfeld, in dem ethisches Verhalten zunehmend in den Hintergrund tritt. Sabel liefert jedoch nicht nur eine Bestandsaufnahme des Problems, sondern zeigt auch Wege auf, wie diese Missstände angegangen werden könnten.
Fazit: Ein Augenöffner, der zum Handeln aufruft
Fake-Mafia in der Wissenschaft ist ein Buch, das man nicht so schnell vergisst. Es bietet eine erschreckende, aber notwendige Analyse der Lage der modernen Wissenschaft und ihrer gefährlichen Schattenseiten. Für jeden, der sich für die Zukunft der Forschung interessiert – sei es als Wissenschaftler, Politiker oder einfach als interessierter Bürger – ist dieses Buch eine Pflichtlektüre. Sabel gelingt es, das Thema mit einer Mischung aus wissenschaftlicher Präzision und journalistischer Erzählkunst darzustellen, die es gleichermaßen informativ und fesselnd macht. Es ist ein Weckruf an uns alle, die Integrität der Wissenschaft zu verteidigen.
Ein Muss für jeden, der die Hintergründe der modernen Wissenschaft besser verstehen und sich mit den Konsequenzen von Gier und Betrug in der Forschung auseinandersetzen möchte.