Es ist einmal: Ostdeutsche Großeltern und ihre Enkel im Gespräch ist ein Buch aus dem BeBra Verlag und erschien am 5. März 2024.

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Es ist einmal
In vielen ostdeutschen Familien wird bis heute nicht unbefangen über das Leben in der DDR gesprochen. Die Filmemacherinnen Sabine Michel und Dörte Grimm haben für dieses Buch Großeltern und ihre nach 1982 geborenen Enkelkinder miteinander ins Gespräch gebracht. Dabei prallen nicht nur unterschiedlichste Prägungen und Wertesysteme aufeinander, sondern buchstäblich die Zukunft und die Vergangenheit. Die aufwühlenden Begegnungen zeigen exemplarisch, wie ein Dialog zwischen den Generationen in Bewegung kommen kann, und helfen zugleich, aktuelle politische Entwicklungen in Ostdeutschland anders und besser zu verstehen.
„Es ist einmal: Ostdeutsche Großeltern und ihre Enkel im Gespräch“ von Sabine Michel und Dörte Grimm ist ein faszinierendes Buch, das einen tiefen Einblick in die komplexe Geschichte der DDR und die unterschiedlichen Generationenperspektiven darauf bietet. Das Buch dokumentiert zehn Gespräche zwischen Großeltern, die in der DDR geboren und aufgewachsen sind, und ihren Enkelkindern, die nach 1982 geboren wurden. Diese Gespräche eröffnen neue Türen zu oft vergessenen oder verdrängten Erinnerungen und ermöglichen einen ehrlichen Dialog zwischen den Generationen. Die Gespräche zeigen exemplarisch, wie unterschiedlich die Erfahrungen und Prägungen der Generationen sein können. Während die Großeltern die DDR-Zeit aktiv miterlebt haben, haben viele der Enkelkinder keine oder nur sehr vage Erinnerungen an diese Zeit. Diese Diskrepanz führt zu spannenden und manchmal auch aufwühlenden Dialogen, in denen nicht nur historische Fakten, sondern auch persönliche Gefühle und Erlebnisse zur Sprache kommen.
Besonders beeindruckend ist die Art und Weise, wie die Autorinnen es schaffen, die Geschichten der Beteiligten authentisch und einfühlsam zu erzählen. Die Gespräche sind sehr persönlich und lassen den Leser tief in die Familiengeschichten eintauchen. Dabei werden nicht nur die unterschiedlichen Wertesysteme und Prägungen deutlich, sondern auch die Kontinuitäten und Brüche in den Familiengeschichten. Ein Highlight des Buches sind die eindringlichen Fotografien von Ina Schoenenburg, die die Erzählungen visuell untermalen und ihnen eine zusätzliche Tiefe verleihen. Die Bilder fangen die Emotionen und die Atmosphäre der Gespräche perfekt ein und machen das Buch noch lebendiger.
Ein weiterer Pluspunkt des Buches ist die Struktur der Gespräche. Jedes Kapitel ist etwa 20 Seiten lang und konzentriert sich auf eine einzelne Familiengeschichte. Dadurch kann man das Buch auch problemlos in Etappen lesen und sich auf jede Geschichte individuell einlassen. Diese Struktur macht das Buch besonders zugänglich und ermöglicht es, sich intensiv mit den einzelnen Geschichten auseinanderzusetzen. Die Gespräche, die während der Corona-Pandemie geführt wurden, beginnen oft mit dieser aktuellen Thematik, die sich dann auf die DDR-Vergangenheit und die Erfahrungen der Großeltern überträgt. Dies gibt den Dialogen eine zeitgemäße und relevante Note und zeigt, wie aktuelle Ereignisse die Sicht auf die Vergangenheit beeinflussen können.
Trotz der kurzen Kapitel hat man nicht das Gefühl, dass etwas Wesentliches fehlt. Die detaillierte und lebendige Schreibweise der Autorinnen lässt die Personen und ihre Geschichten vor dem inneren Auge des Lesers lebendig werden. Man fühlt sich fast, als sei man selbst Teil der Gespräche und könne die Emotionen und Gedanken der Beteiligten hautnah miterleben. „Es ist einmal“ ist nicht nur ein Buch für Menschen mit einer Ost- oder West-Vergangenheit, sondern für alle, die sich für deutsche Geschichte und die unterschiedlichen Perspektiven darauf interessieren. Es regt dazu an, über die eigene Familiengeschichte nachzudenken und den Dialog innerhalb der Familie zu suchen. Das Buch ist eine klare Leseempfehlung und ein wertvoller Beitrag zur Aufarbeitung und zum Verständnis der deutschen Geschichte.
Abschließend möchte ich betonen, wie wichtig es ist, dass solche Gespräche geführt und dokumentiert werden. Sie helfen nicht nur, die Vergangenheit besser zu verstehen, sondern fördern auch das Verständnis und den Zusammenhalt zwischen den Generationen. „Es ist einmal“ ist ein Buch, das bewegt, zum Nachdenken anregt und ein Stück deutscher Geschichte lebendig werden lässt.
Es ist einmal: Ostdeutsche Großeltern und ihre Enkel im Gespräch
Hat mir besonders gefallen
- Die Geschichten sind persönlich und lassen den Leser tief in die Familiengeschichten eintauchen.
- Die eindringlichen Fotografien von Ina Schoenenburg bereichern das Buch und verleihen den Erzählungen zusätzliche Tiefe.
- Jedes Kapitel ist etwa 20 Seiten lang und konzentriert sich auf eine einzelne Familiengeschichte, was das Buch leicht zugänglich und in Etappen lesbar macht.
- Die Gespräche, die während der Corona-Pandemie geführt wurden, verbinden aktuelle Ereignisse mit der DDR-Vergangenheit und geben den Dialogen eine moderne Note.
- Das Buch regt dazu an, über die eigene Familiengeschichte nachzudenken und den Dialog innerhalb der Familie zu suchen, was zu einem besseren Verständnis und Zusammenhalt zwischen den Generationen beiträgt.

