entweder/oder: Warum Marx bleibt ist ein Buch aus dem Verlag edition assemblage und erschien am 1. September 2024.
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entweder/oder: Warum Marx bleibt
In sieben Gesprächen betrachten Lea und Yannic von »linketheorie« unsere Gesellschaft aus ökonomischer, ökologischer, feministischer, antirassistischer und historisch-materialistischer Perspektive. Dabei stellen sie ›die alte Theorie‹ auf den Prüfstand: Inwiefern trägt eine marxistische Analyse zum Verständnis unserer Welt im 21. Jahrhundert bei? Wo bedarf es einer Aktualisierung?
Das Buch „entweder/oder: Warum Marx bleibt“ aus dem Verlag edition assemblage ist ein faszinierender und zugleich herausfordernder Beitrag zur aktuellen Kapitalismuskritik. Im Mittelpunkt steht die Frage, warum Karl Marx und seine Ideen heute, im 21. Jahrhundert, weiterhin relevant sind. Dabei wird nicht einfach die klassische marxistische Theorie wiederholt, sondern in sieben tiefgehenden Gesprächen von Lea und Yannic, den Köpfen hinter der Plattform „linketheorie“, untersucht, wie Marx’ Ideen auf die heutigen gesellschaftlichen Herausforderungen angewandt werden können. Die Struktur des Buches ist außergewöhnlich. Statt eines traditionellen Essays oder einer linearen Argumentation setzen Lea und Yannic auf dialogische Erzählweisen, die es ermöglichen, unterschiedliche Aspekte der marxistischen Theorie flexibel und kritisch zu beleuchten. Themen wie Feminismus, ökologische Krisen, Antirassismus und ökonomische Ungerechtigkeiten werden dabei mit der Frage verknüpft, wie relevant Marx‘ Gedanken in diesen Bereichen noch sind. Besonders gelungen finde ich, wie die Gespräche sowohl für Leser*innen, die mit der marxistischen Theorie vertraut sind, als auch für Neulinge nachvollziehbar bleiben.
Als Leser empfinde ich den Ansatz von entweder/oder sehr erfrischend. Anders als oft in akademischen Schriften, die trocken und unzugänglich wirken, ist hier der Austausch lebendig und dynamisch. Das Buch setzt dabei auf eine politische Dringlichkeit und vermittelt, dass es heute wieder mehr denn je wichtig ist, sich mit den Grundlagen und der Geschichte der kapitalismuskritischen Bewegungen zu beschäftigen. Das Format der Gespräche vermittelt gleichzeitig Tiefe und Leichtigkeit. Besonders eindrücklich ist die Verbindung von historischen und aktuellen Bezügen – so wird die marxistische Theorie aus ihrer Zeit herausgeholt und mit den Problemen der Gegenwart konfrontiert. Man merkt deutlich, dass das Buch aus einem linken, aktivistischen Kontext heraus entstanden ist und nicht nur theoretische Analysen bietet, sondern auch klare politische Positionen. Ein zentrales Anliegen des Buches ist die Frage nach der Aktualität von Marx. Viele kritische Stimmen der letzten Jahrzehnte haben behauptet, dass Marx‘ Ansichten überholt seien, da sich die kapitalistische Gesellschaft weiterentwickelt habe und neue Herausforderungen bestünden. Doch die Autor*innen kontern dies überzeugend: In einer Zeit, in der wirtschaftliche Ungleichheiten und Umweltzerstörung immer präsenter werden, erscheinen Marx‘ Analysen der kapitalistischen Produktionsweise fast prophetisch. Besonders spannend finde ich den Abschnitt, in dem diskutiert wird, wie eine marxistische Analyse helfen kann, heutige Bewegungen wie den Feminismus oder die Klimabewegung besser zu verstehen. Hier wird deutlich gemacht, dass Marx zwar in vielen Punkten aktualisiert werden muss, seine Grundthesen jedoch immer noch ein starkes theoretisches Werkzeug darstellen.
Lea und Yannic, die hinter dem Pseudonym „linketheorie“ stehen, sind keine unbekannten Akteure in der linken Szene. Mit ihrem Podcast und ihren Veröffentlichungen haben sie sich einen Namen gemacht. Es gelingt ihnen auch in diesem Buch, komplexe Theorien zugänglich zu machen, ohne sie zu trivialisieren. Die sprachliche Zugänglichkeit finde ich dabei besonders angenehm, denn oft sind marxistische Schriften von schwerer, kaum verständlicher Sprache geprägt. Hier jedoch merkt man, dass die Autor*innen ein großes Interesse daran haben, breitere Schichten der Gesellschaft zu erreichen. Die Relevanz von entweder/oder: Warum Marx bleibt liegt für mich vor allem in seinem Appell, sich nicht von den politischen Rückschlägen der letzten Jahre entmutigen zu lassen. Im Gegenteil: Die aktuellen Krisen sollten uns dazu anspornen, alte Theorien wieder aufzugreifen, sie zu überprüfen und mit den Anforderungen unserer Zeit in Einklang zu bringen. Diese Mischung aus Reflexion und Handlungsaufforderung macht das Buch zu einem wertvollen Begleiter in der heutigen linken Debatte.
entweder/oder: Warum Marx bleibt ist ein wichtiges Werk für alle, die sich mit den Grundlagen kapitalismuskritischer Theorien auseinandersetzen wollen. Es bietet sowohl einen Einstieg in die marxistische Theorie als auch eine aktualisierte Analyse ihrer Relevanz in der heutigen Zeit. Die dialogische Struktur und der Fokus auf aktuelle politische Kämpfe machen es zu einer anregenden Lektüre, die sowohl Theoretikerinnen als auch Aktivistinnen ansprechen dürfte. Ich kann das Buch uneingeschränkt empfehlen, insbesondere für Leser*innen, die auf der Suche nach fundierten und gleichzeitig leicht zugänglichen Analysen sind.
entweder/oder: Warum Marx bleibt
Hat mir besonders gefallen
- Das Buch zeigt überzeugend auf, wie Marx' Analysen im 21. Jahrhundert immer noch relevante Einblicke bieten, besonders in Bezug auf ökonomische und ökologische Krisen.
- Die dialogische Struktur und die sprachliche Klarheit machen das Buch auch für Leser*innen ohne tiefe Vorkenntnisse in marxistischer Theorie leicht verständlich.
- Die Autor*innen schaffen es, Theorie und politische Praxis zu verbinden, indem sie aktuelle politische Bewegungen wie Feminismus und Klimaschutz im marxistischen Kontext beleuchten.
- Das Buch deckt eine breite Palette an Themen ab – von Feminismus über Antirassismus bis hin zur Umweltbewegung – und stellt diese in den Kontext der marxistischen Theorie.
- Das Werk ermutigt, trotz politischer Rückschläge, alte Theorien neu zu überdenken und sie in modernen Kämpfen anzuwenden, was eine positive Handlungsaufforderung vermittelt.