Endlich seid ihr da!: Als die DDR ging und der Westen kam. Eine fotografische Entdeckungsreise ist ein Buch aus dem Mitteldeutscher Verlag und erschien am 27. November 2023.
Endlich seid ihr da!
Als ab Herbst 1989 die DDR langsam verschwand – sowohl institutionell als auch in der gesellschaftlichen Wahrnehmung – reiste Cordia Schlegelmilch in den Osten, um eine von der Hamburger Stiftung zur Förderung von Wissenschaft und Kultur unterstützte soziologische und fotografische Langzeitstudie zu beginnen. Insbesondere im Spätsommer 1990 fuhr sie durch die DDR auf der Suche nach einem geeigneten Studienort, den sie schließlich in Wurzen fand. Schlegelmilch, lange Zeit Mitarbeiterin am Wissenschaftszentrum für Sozialforschung in West-Berlin, hielt auf diesen Touren ihre Eindrücke fotografisch fest. Ihre Aufnahmen dokumentieren eine Welt in Auflösung. Es sind Zeugnisse des auch mit staatlichen Neubaumaßnahmen nicht aufzuhaltenden Verfalls der Städte wie der politischen Auseinandersetzung mit den alten Eliten. Andere Fotografien zeigen die DDR-typische Schaufenstertristesse sowie sozialistische Plakatpropaganda, die nun von den grellen Werbeplakaten und dem beginnenden Konsum westlicher Produkte abgelöst wurden. Der Farbbildband, ergänzt mit kurzen Texten Schlegelmilchs zu den damaligen Reisen, ermöglicht einen unverfälschten Blick in eine Zeit des Umbruchs, in der anstelle heutiger deutsch-deutscher Ressentiments die Hoffnung auf eine baldige Wiedervereinigung und bessere Zukunft stand.
„Endlich seid ihr da!“ ist ein Buch, das mich auf eine ganz besondere Reise mitnimmt. Es führt mich in eine Zeit des Umbruchs, in die Jahre des Verschwindens der DDR und des darauffolgenden gesellschaftlichen Wandels. Die Autorin, Dr. Cordia Schlegelmilch, eine Soziologin und Fotografin, die ich für ihre präzise und einfühlsame Arbeit bewundere, hat hier etwas Einzigartiges geschaffen. Schlegelmilchs Hintergrund als Soziologin und Fotografin spiegelt sich in der Art und Weise wider, wie sie ihre Studienobjekte behandelt. Ihre Aufnahmen aus den Jahren 1990 bis 1996 dokumentieren nicht nur den physischen Verfall der Städte und den politischen Wandel, sondern fangen auch die Stimmungen und Gefühle dieser Zeit ein. Besonders beeindruckt bin ich von den Kontrasten, die sie aufzeigt: die triste DDR-Schaufenstergestaltung neben den grellen, neuen Werbeplakaten, die sozialistische Plakatpropaganda, die vom Konsum westlicher Produkte abgelöst wird.
Das Buch bietet durch Schlegelmilchs Fotografien und kurze begleitende Texte einen authentischen Einblick in die DDR der späten 80er und frühen 90er Jahre. Ihre Texte erlauben es, die Bilder nicht nur zu sehen, sondern sie auch zu verstehen. Dieser unverfälschte Blick in die Vergangenheit ist besonders wertvoll, da er eine Zeit festhält, die so grundlegend anders war und doch die Grundlage für die heutige Gesellschaft bildet. Ein weiterer Aspekt, der mich fasziniert, ist Schlegelmilchs persönlicher Hintergrund: ihre Flucht aus der DDR, ihre Studienzeit und ihre Karriere. Es scheint, als ob ihre persönliche Geschichte tief mit dem Thema des Buches verwoben ist, was ihren Bildern und Texten eine zusätzliche Tiefe und Authentizität verleiht.
Insgesamt ist „Endlich seid ihr da!“ mehr als nur ein Bildband. Es ist eine Zeitkapsel, die eine vergangene Ära einfängt und gleichzeitig relevante Fragen über Wandel, Identität und Erinnerung stellt. Für mich als Leser ist es eine Bereicherung, diese Reise durch die Zeit mitzuerleben und darüber zu reflektieren, wie die Vergangenheit die Gegenwart prägt.
Endlich seid ihr da!: Als die DDR ging und der Westen kam
Hat mir besonders gefallen
- Die Kombination aus Fotografien und begleitenden Texten bietet einen unverfälschten Blick in die Zeit des Umbruchs in der DDR.
- Schlegelmilchs Hintergrund als Soziologin und Fotografin ermöglicht es ihr, sowohl die physischen Veränderungen als auch die emotionalen Stimmungen der Epoche festzuhalten.
- Schlegelmilchs eigene Geschichte, die mit dem Thema des Buches verwoben ist, verleiht dem Werk Authentizität und Tiefe.
- Die Darstellung des Kontrasts zwischen der alten DDR und den neuen westlichen Einflüssen regt zum Nachdenken an.
- Das Buch fungiert als eine Art Zeitkapsel, die eine wichtige historische Ära festhält und relevante Fragen über Wandel und Identität aufwirft.