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Eine Blume, die nicht blühte

Eine Blume, die nicht blühte ist ein Buch aus dem PalmArtPress Verlag und erschien am 1. September 2024.

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Eine Blume, die nicht blühte

Maria Messina erzählt in ihrem zu Beginn der 1920er Jahre geschriebenen Roman die Geschichten mehrerer junger Frauen, die um ihre Selbstbehauptung kämpfen, aber oft keinen gangbaren Weg für sich finden. Die Heldin des Buchs, die einige Züge mit der Autorin gemeinsam hat, geht mit ihrem Vater aus der Toskana nach Sizilien, wo sie mit strikten Verhaltensregeln und rückständigen Gebräuchen zu kämpfen hat. Eine Blume, die nicht blühte ist unter anderem auch ein Roman des inneritalienischen Nord-Süd-Konflikts. Messina gelingt es, weibliche Sensibilität aus weiblicher Perspektive mit einem sanften Realismus zu beschreiben, den man in der italienischen Literatur des 20. Jahrhunderts so kein zweites Mal findet. Zwar keine ausgesprochene Feministin, wirkte sie mit ihrer Literatur als Vorkämpferin weiblichen Selbstbewusstseins.

„Eine Blume, die nicht blühte“ ist ein eindringliches Werk der sizilianischen Autorin Maria Messina, das tief in die weibliche Erfahrung in der patriarchalen italienischen Gesellschaft des frühen 20. Jahrhunderts eintaucht. Bereits 1924 verfasst, wurde das Buch nun von PalmArtPress neu aufgelegt, was dieser kraftvollen, aber lange vergessenen Stimme zu neuer Aufmerksamkeit verhilft. In der Handlung folgt man der Protagonistin, die mit ihrem Vater aus der Toskana nach Sizilien zieht, wo sie auf eine Welt stößt, die von strengen sozialen Normen und rückständigen Traditionen geprägt ist. Besonders eindrucksvoll ist dabei, wie Messina den inneritalienischen Konflikt zwischen dem fortschrittlicheren Norden und dem konservativen Süden beleuchtet. Diese Themen durchziehen den gesamten Roman und verleihen ihm eine vielschichtige politische und gesellschaftliche Tiefe.

Messina selbst erlebte diesen Konflikt zwischen den Regionen hautnah. Sie wurde 1887 in Palermo geboren und war eine der wenigen sizilianischen Schriftstellerinnen, die sich im literarischen Kanon Italiens durchsetzen konnten. Obwohl sie nie eine formale Schule besuchte, förderte ihr Bruder ihren Wunsch, Schriftstellerin zu werden. Die frühe Unterstützung des bekannten Romanciers Giovanni Verga half ihr ebenfalls, sich in der männerdominierten Literaturszene zu etablieren. Bereits in jungen Jahren veröffentlichte sie Kinderbücher, bevor sie sich später auf Romane und Erzählungen konzentrierte. Leider wurde ihre Karriere durch eine Multiple-Sklerose-Erkrankung jäh unterbrochen, und sie starb 1944 verarmt und vergessen in der Toskana. Ihre Werke, wie auch „Eine Blume, die nicht blühte“, wurden erst in den letzten Jahren wiederentdeckt und gewürdigt. Was dieses Buch besonders auszeichnet, ist die Art und Weise, wie Messina mit leisen, aber scharfen Worten die weibliche Sensibilität und die Kämpfe der Protagonistin schildert. Die Figuren sind oft gefangen in einem Netz aus Erwartungen und gesellschaftlichem Druck, das ihnen wenig Spielraum für individuelle Selbstverwirklichung lässt. Messinas Protagonistin ist keine laute Rebellin, aber gerade durch die stillen und subtilen Widerstände gegen das patriarchale System wird sie zur Figur des inneren Aufstands. Hier liegt die große Stärke des Romans: Er erzählt von den oft unsichtbaren, aber realen Kämpfen, die Frauen in dieser Zeit durchleben mussten.

Der Roman selbst ist durchzogen von einem sanften Realismus, der die Härten der damaligen Lebenswelt für Frauen offenlegt, ohne in Pathos zu verfallen. Messinas Sprache ist unaufgeregt, ja fast minimalistisch, und doch entfaltet sie eine starke emotionale Wirkung. Man fühlt den Schmerz und die Resignation der Figuren ebenso wie die zarten Momente der Hoffnung und des Wunsches nach Freiheit. Besonders beeindruckend ist, wie Messina es schafft, ihre eigene weibliche Perspektive einzubringen, ohne den Roman zu einer explizit feministischen Agenda zu machen. Sie lässt die Leser vielmehr durch die Schilderung von Lebensrealitäten an die Grenzen der damaligen gesellschaftlichen Strukturen stoßen. Einer der wiederkehrenden Themen des Buches ist die Frage der Selbstbestimmung und des individuellen Wunsches nach einem Leben jenseits der vorgegebenen Bahnen. Die „Blume, die nicht blühte“ steht dabei symbolisch für die unerfüllten Träume und das Potenzial, das nie vollständig zur Entfaltung kommen konnte – eine Metapher, die sich durch das ganze Buch zieht und die Lebensrealitäten vieler Frauen widerspiegelt, deren Träume im Keim erstickt wurden. Dabei bleibt das Buch immer nah an der Protagonistin und verzichtet auf großartige politische Parolen. Stattdessen lässt es die Leser durch stille, subtile Beobachtungen selbst zu den Schlussfolgerungen kommen.

Messinas Werk lässt sich auch als Kritik an der tief verwurzelten Spaltung zwischen dem modernen, fortschrittlichen Norden und dem konservativen Süden Italiens lesen, eine Kluft, die sich in den Lebensumständen der Menschen und vor allem der Frauen deutlich zeigt. Während die Protagonistin in der Toskana eine gewisse Freiheit erlebt, trifft sie in Sizilien auf eine rigide und beinahe erstickende soziale Struktur. Messinas eigene Erfahrungen fließen hier deutlich in die Geschichte ein, da sie selbst zwischen den Welten der Tradition und des Fortschritts pendelte. Für mich war das Lesen dieses Romans eine tief bewegende Erfahrung. Die ruhige, fast poetische Sprache gepaart mit der Schärfe der sozialen Analyse hat mich lange nach dem Zuklappen des Buches nicht losgelassen. „Eine Blume, die nicht blühte“ ist ein Buch, das leise, aber eindringlich die Geschichten von Frauen erzählt, deren Leben von Erwartungen, Normen und einer unnachgiebigen Gesellschaft geformt wurden. Es ist ein Buch, das viel über die damalige Zeit, aber auch über die anhaltenden Kämpfe für Gleichberechtigung in der Gegenwart aussagt. Insgesamt empfehle ich „Eine Blume, die nicht blühte“ jedem, der sich für literarische Werke interessiert, die sowohl historische Tiefe als auch starke, authentische weibliche Stimmen bieten. Maria Messina hat mit diesem Roman ein Kleinod der Literatur geschaffen, das auch heute noch, fast ein Jahrhundert nach seiner Erstveröffentlichung, nichts von seiner Relevanz eingebüßt hat​.

Eine Blume, die nicht blühte

8.1

Aufmachung

8.0/10

Umfang

7.8/10

Schreibstil

8.3/10

Thema

8.3/10

Aufbau

8.1/10

Lesbarkeit

8.1/10

Illustrationen

8.0/10

Umsetzung

8.1/10

Hat mir besonders gefallen

  • Messina beschreibt die inneren Kämpfe der Frauen mit einem sensiblen, aber realistischen Blick, was dem Leser tiefe Einblicke in das Leben von Frauen in patriarchalen Strukturen ermöglicht.
  • Die unaufgeregte, fast minimalistische Sprache entfaltet eine kraftvolle emotionale Wirkung und dringt tief in die menschliche Psyche ein, ohne dramatisch zu wirken.
  • Das Buch beleuchtet die Unterschiede zwischen dem fortschrittlichen Norden und dem konservativen Süden Italiens und zeigt die restriktiven gesellschaftlichen Normen, die besonders Frauen betreffen.
  • Obwohl der Roman in den 1920er Jahren verfasst wurde, sind die Themen der Unterdrückung und des inneren Aufstands von Frauen zeitlos und immer noch aktuell.
  • Die Metapher der "Blume, die nicht blühte" steht symbolisch für die unerfüllten Träume vieler Frauen, was die zentrale Botschaft des Buches eindrucksvoll unterstreicht.
Mediennerd
Mediennerd
Medienproduzent/Blogger, Katzenliebhaber und 1. FC Köln Fan im hohen Norden. Mit meiner Berufs- und Lebenserfahrung teste und vermarkte ich seit 2009 Produkte aller Art. Sie erhalten immer ein ehrliches Feedback.
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