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Ein Blick zu wilden Tieren

Ein Blick zu wilden Tieren (Osburg Verlag)

Oktober 2024

Westdeutschland, Sommer 1978: Am Strand filmt Paul Dörnbrock heimlich Studenten beim Sex und verkauft die illegalen Aufnahmen an Pornounternehmen…
Autor: Christoph Cornel
Genre: Roman
85%
Umfang
78%
Schreibstil
92%
Thema
81%
Lesbarkeit
75%
Buchcover
60%
Illustrationen
Insgesamt ist Cornels Werk ein starkes literarisches Debüt, das in keiner Büchersammlung fehlen sollte.


79%

Ein Blick zu wilden Tieren von Christoph Cornel

In Ein Blick zu wilden Tieren entführt Christoph Cornel seine Leser in eine Zeit, die von politischen Spannungen und gesellschaftlichen Umbrüchen geprägt ist: die späten 1970er-Jahre in Deutschland. Während im Westen die Pornoindustrie floriert und der Kunsthandel einen fragwürdigen Boom erlebt, sieht sich der Osten mit der Überwachung durch die Stasi konfrontiert. Diese dualen Welten werden in Cornels Roman meisterhaft miteinander verwoben, und die Geschichten der Hauptfiguren entfalten sich in fast filmischen Sequenzen.

Paul Dörnbrock, einer der Protagonisten, macht sich in Westdeutschland einen Namen in der Pornoindustrie. Durch seine heimlich aufgenommenen und illegal verkauften Videos schafft er sich eine dunkle Karriere. Kontrastiert wird dieses düstere Bild durch den jungen Konrad Wollin, der in Ostdeutschland mit dem Erwachsenwerden kämpft. Die Begegnung mit einem geheimnisvollen Mädchen stellt sein Leben auf den Kopf und prägt ihn nachhaltig.

Die zentralen Figuren

Cornel zeichnet die Charaktere des Romans mit vielschichtiger Tiefe. Besonders spannend ist die Rolle von Alexander Gross, einem Stasi-Offizier, der skrupellos Kunstwerke konfisziert und diese für Devisen auf dem westdeutschen Markt verkauft. Seine Geschichte ist ebenso erschütternd wie faszinierend, da sie tief in die moralischen und ethischen Konflikte jener Zeit eintaucht.

Die drei zentralen Frauenfiguren des Romans—Sibylla, Tanja Fuchs und Konrads Großmutter Alma—spielen eine entscheidende Rolle in der Handlung. Während Sibylla das Leben in der Pornoindustrie bewusst und selbstbestimmt lebt, tritt Tanja als entschlossene Gegnerin dieses Systems auf. Alma hingegen verkörpert eine Figur des Trostes für ihren Enkel Konrad, während sie gleichzeitig ein dunkles Geheimnis bewahrt.

Filmische Erzählweise und historischer Kontext

Cornels Erzählweise ist lebendig und fesselnd. Die Wechsel zwischen den verschiedenen Handlungssträngen lassen die Leser tief in die persönlichen Schicksale der Figuren eintauchen und die deutsch-deutsche Geschichte neu erleben. Besonders beeindruckend ist, wie Cornel die scheinbar getrennten Welten des Westens und Ostens durch das Schicksal der Charaktere miteinander verbindet. Dabei scheut er nicht vor heiklen Themen wie Machtmissbrauch, Moral und Gier zurück, die sowohl die Kunst- als auch die Sexindustrie prägen.

Was diesen Roman besonders auszeichnet, ist seine historische Genauigkeit. Cornel lässt die Zeit des Kalten Krieges und die damit verbundenen gesellschaftlichen Spannungen authentisch wieder aufleben. Dabei geht es ihm jedoch nicht nur um eine Abrechnung mit der Vergangenheit, sondern auch um die Frage, wie Macht und Gier die menschliche Existenz beeinflussen.

Über den Autor Christoph Cornel

Christoph Cornel, der aus einer deutsch-deutschen Familie stammt, hat die tiefen politischen und kulturellen Verflechtungen zwischen Ost und West aus erster Hand erlebt. Diese Erfahrungen prägen seinen Schreibstil und verleihen seinen Geschichten eine besondere Authentizität. Seine Karriere begann er als Dramatiker und Hörspielautor, bevor er sich der Prosa widmete. Interessanterweise war er auch in die Aufklärung eines bedeutenden Kunstraubs in Malta involviert, was seine Nähe zur Kunstwelt erklärt. Diese persönliche Verbindung spiegelt sich in seinem Roman wider, der sich auch kritisch mit dem Kunsthandel auseinandersetzt.

Fazit

Ein Blick zu wilden Tieren ist nicht nur ein spannender historischer Roman, sondern auch eine tiefgehende Erkundung der dunklen Seiten der menschlichen Natur. Cornel schafft es, durch seine filmisch anmutende Erzählweise die Leser zu fesseln und gleichzeitig zum Nachdenken über die moralischen Dilemmata der späten 1970er-Jahre anzuregen. Wer sich für die deutsch-deutsche Geschichte und komplexe, vielschichtige Charaktere interessiert, wird an diesem Buch großen Gefallen finden. Insgesamt ist Cornels Werk ein starkes literarisches Debüt, das in keiner Büchersammlung fehlen sollte.

Mediennerd
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Medienproduzent/Blogger, Katzenliebhaber und 1. FC Köln Fan im hohen Norden. Mit meiner Berufs- und Lebenserfahrung teste und vermarkte ich seit 2009 Produkte aller Art. Sie erhalten immer ein ehrliches Feedback.
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