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Die Möglichkeit eines Wunders

Die Möglichkeit eines Wunders ist ein Buch aus dem dtv Verlag und erschien am 14. März 2024. 

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Die Möglichkeit eines Wunders

Bei den Séancen des Albert von Schrenck-Notzing trifft sich im München des Fin de Siècle ein Teil der Bohème. Unermüdlich erforscht der junge Freiherr mysteriöse Phänomene, schwebende Tische, Klopfgeräusche, vor allem aber Ektoplasma: ein Gebilde, das verschwindet, sobald es mit Licht in Berührung kommt. Ein Stoff aus dem Jenseits, sagen die Geisterseher. Materielle Abspaltungen des Unbewussten, sagt der Freiherr. Schlicht und einfach Betrug, sagen die Wissenschaftler. Nach dem Tod seiner Frau Ella, der Liebe seines Lebens, reist er nach Haiti und verliert sich um ein Haar in den unbeleuchteten Winkeln der Weltgeschichte. Dieser Roman fußt auf der realen Lebensgeschichte des Münchner Arztes, therapeutischen Hypnotiseurs und Forschers Albert von Schrenck-Notzing (1862 – 1929), der in die Geschichte als sogenannter Geisterbaron eingegangen ist, nicht zuletzt durch den ›Zauberberg‹ von Thomas Mann. Höchste Zeit also, dieser schillernden Figur ein nicht weniger schillerndes Denkmal zu setzen. Mit Fabulierlust und feiner Ironie holt Jan Schomburg einen gespenstischen Antihelden in unsere Gegenwart.

„Die Möglichkeit eines Wunders“ von Jan Schomburg ist ein literarisches Meisterwerk, das mich von der ersten bis zur letzten Seite in seinen Bann gezogen hat. Der Roman entführt in die schillernde Welt des Fin de Siècle in München, wo sich im Dunstkreis des Albert von Schrenck-Notzing eine Bohème versammelt, die das Übersinnliche sucht. Schomburgs Fähigkeit, historische Fakten mit fesselnder Fiktion zu vermengen, macht das Buch zu einem faszinierenden Leseerlebnis. Die Figur des Freiherrn, basierend auf dem realen Albert von Schrenck-Notzing, einem Arzt und Forscher, der sich den rätselhaften Phänomenen seiner Zeit widmete, wird mit solch einer Tiefe und Feinheit dargestellt, dass ich nicht anders konnte, als mich in seine Suche nach Antworten zu vertiefen. Die Séancen, die mysteriösen Ektoplasma-Erscheinungen und die skeptischen Stimmen der Wissenschaft bieten eine packende Mischung aus Spannung und Reflexion über die Grenzen des menschlichen Verstehens.

Besonders beeindruckend finde ich Schomburgs geschickten Umgang mit den Themen Verlust und Obsession. Nach dem Tod seiner Frau Ella begibt sich der Freiherr auf eine Reise nach Haiti, die beinahe in einem Verlust seiner selbst mündet. Diese Reise ist nicht nur eine physische, sondern auch eine metaphorische, die tief in die Schattenbereiche der menschlichen Psyche führt. Jan Schomburgs Talent, komplexe Charaktere und Handlungen mit einer leichten, aber dennoch tiefgründigen Sprache zu gestalten, bestätigt sich erneut in diesem Werk. Seine Feinheit im Umgang mit ironischen und fabulierenden Elementen macht den Roman nicht nur zu einer Hommage an eine vergangene Epoche, sondern holt auch einen fast vergessenen Antihelden in unsere Gegenwart.

Als Filmemacher und Schriftsteller zeigt Schomburg eine bemerkenswerte Fähigkeit, visuelle und narrative Elemente zu verbinden, was das Buch zu einem intensiven Erlebnis macht. Die detaillierte Darstellung des historischen Münchens, kombiniert mit der tiefen menschlichen Erfahrung von Trauer, Hoffnung und der Suche nach dem Unbekannten, hinterlässt einen nachhaltigen Eindruck. „Die Möglichkeit eines Wunders“ ist daher mehr als nur ein Roman; es ist eine Einladung, über die Grenzen des Verstehbaren hinauszudenken und sich dabei der zeitlosen Suche des Menschen nach Bedeutung und Wahrheit anzuschließen. Jan Schomburg hat ein Werk geschaffen, das sowohl unterhaltsam als auch intellektuell herausfordernd ist, und beweist damit einmal mehr sein außergewöhnliches Talent. Ein Muss für alle, die sich für die Mysterien der menschlichen Existenz und die Kraft der Literatur interessieren.

Die Möglichkeit eines Wunders

8.6

Aufmachung

8.7/10

Umfang

8.5/10

Schreibstil

8.6/10

Thema

8.8/10

Aufbau

8.5/10

Lesbarkeit

8.5/10

Illustrationen Cover

8.7/10

Umsetzung

8.6/10

Hat mir besonders gefallen

  • Faszinierende Vermischung von historischen Fakten und Fiktion, die den Leser tief in die Welt des Fin de Siècle in München eintauchen lässt.
  • Die komplexe und tiefgründige Charakterzeichnung, insbesondere des Freiherrn Albert von Schrenck-Notzing, bietet ein intensives Lesevergnügen.
  • Die Thematik von Verlust, Obsession und der Suche nach dem Übersinnlichen wird geschickt und berührend behandelt.
  • Jan Schomburgs Sprachstil ist sowohl leicht und zugänglich als auch reich an Tiefe und Feinheit, was den Roman besonders macht.
  • Die Kombination aus Spannung, historischer Einbettung und philosophischer Reflexion macht das Buch vielschichtig und intellektuell stimulierend.
Mediennerd
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Medienproduzent/Blogger, Katzenliebhaber und 1. FC Köln Fan im hohen Norden. Mit meiner Berufs- und Lebenserfahrung teste und vermarkte ich seit 2009 Produkte aller Art. Sie erhalten immer ein ehrliches Feedback.
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