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Die Könige von Babelsberg: Fritz Lang und die Akte Rosenthal

Die Könige von Babelsberg (Rowohlt)

Oktober 2024

War es ein Unfall? Selbstmord? Mord? Der erste Skandal der deutschen Filmgeschichte.
Autor: Ralf Günther
Genre: Historischer Roman
zum Rowohlt Buchverlag
83%
Umfang
90%
Schreibstil
88%
Thema
85%
Lesbarkeit
75%
Buchcover
60%
Illustrationen
Ich empfehle dieses Buch nicht nur Fans von Fritz Lang und der Filmgeschichte, sondern allen, die sich für die Weimarer Republik und ihre faszinierenden Widersprüche interessieren.


81%

Die Könige von Babelsberg

Mit „Die Könige von Babelsberg: Fritz Lang und die Akte Rosenthal“ liefert Ralf Günther einen Roman, der nicht nur Fans historischer Literatur begeistert, sondern auch Krimifreunde und Cineasten gleichermaßen anspricht. Dieses Buch nimmt den Leser mit auf eine Reise in das glamouröse, aber auch widersprüchliche Berlin der Weimarer Republik. Im Zentrum steht der mysteriöse Tod von Elisabeth Rosenthal, der Ehefrau des berühmten Filmregisseurs Fritz Lang. Was auf den ersten Blick wie ein einfacher Kriminalfall erscheint, entpuppt sich schnell als komplexes Geflecht aus Intrigen, Machtkämpfen und tragischen Geheimnissen.

Schon nach wenigen Seiten hatte mich die Geschichte in ihren Bann gezogen. Günther versteht es meisterhaft, historische Fakten mit einer fiktiven Handlung zu verweben, sodass man sich nicht nur bestens unterhalten fühlt, sondern auch viel über die gesellschaftlichen und kulturellen Hintergründe der damaligen Zeit lernt. Als Leser spürt man förmlich die Spannung zwischen dem aufstrebenden Babelsberg, das sich zu einem Zentrum der Filmkunst entwickelt, und der politischen Instabilität, die die Weimarer Republik in ihren Grundfesten erschütterte.

Fiktion und Realität verschmelzen

Ein besonders faszinierender Aspekt des Romans ist die Art und Weise, wie Günther reale historische Persönlichkeiten wie Fritz Lang und seine damalige Ehefrau Thea von Harbou in die Geschichte einbettet. Die beiden waren nicht nur Ikonen der Filmwelt, sondern auch Persönlichkeiten mit einer komplexen, oft widersprüchlichen Lebensgeschichte. Günther zeichnet Fritz Lang als einen Mann, der zwischen künstlerischem Ehrgeiz, persönlichen Dämonen und gesellschaftlichen Erwartungen hin- und hergerissen ist. Thea von Harbou hingegen wird als eigenständige, vielschichtige Figur dargestellt, deren Loyalitäten und Ambitionen den Verlauf der Geschichte maßgeblich beeinflussen.

Die zentrale Handlung des Buches dreht sich jedoch um den fiktiven Kriminalkommissar Beneken, der mit der Aufklärung des Falls betraut wird. Beneken ist ein junger, ambitionierter Ermittler, der an seinen Idealen festhält, obwohl er in einer von Korruption und Machtmissbrauch durchzogenen Gesellschaft agiert. Seine Perspektive gibt der Geschichte eine zusätzliche Ebene, da er als Figur die moralischen Konflikte der damaligen Zeit verkörpert.

Atmosphärisch dicht und historisch fundiert

Was mich besonders beeindruckt hat, ist die Detailverliebtheit, mit der Günther die Atmosphäre Berlins in den 1920er Jahren einfängt. Die Beschreibungen der Filmstudios in Babelsberg, die glamourösen Partys der High Society und die schäbigen Hinterhöfe Berlins sind so lebendig, dass ich das Gefühl hatte, direkt vor Ort zu sein. Man kann förmlich das Klappern der Filmrollen hören, das Gelächter der Elite auf den Empfängen spüren und die beklemmende Enge der Polizeibüros wahrnehmen. Gleichzeitig wird das Buch nie langatmig, da die Handlung stets vorangetrieben wird und man unbedingt wissen möchte, wie sich der Fall entwickelt.

Besonders gelungen ist auch die Darstellung der politischen und gesellschaftlichen Umbrüche jener Zeit. Günther zeigt eindrucksvoll, wie die aufstrebende Filmindustrie als Spiegel der Gesellschaft fungierte und wie Machtkämpfe und persönliche Tragödien auch hinter den glanzvollen Fassaden allgegenwärtig waren. Dies verleiht der Geschichte eine zusätzliche Tiefe und sorgt dafür, dass sie auch nach dem Lesen noch lange im Gedächtnis bleibt.

Über den Autor Ralf Günther

Ralf Günther, geboren 1967 in Köln, ist ein Meister der historischen Erzählkunst. Seine Romane, darunter „Der Leibarzt“ und „Die Pestburg“, haben ihm nicht nur Bestsellerplätze eingebracht, sondern auch eine treue Fangemeinde beschert. Günther versteht es wie kaum ein anderer, historische Stoffe lebendig werden zu lassen, ohne dabei die Unterhaltung aus den Augen zu verlieren. Neben seiner Tätigkeit als Autor arbeitet Günther auch als Drehbuchautor, was sich in seinem präzisen Erzählstil und seinen filmisch anmutenden Szenen bemerkbar macht. Derzeit lebt er in der Nähe von Dresden, wo er an weiteren Projekten arbeitet.

Fazit: Ein literarisches Meisterwerk

„Die Könige von Babelsberg“ ist ein beeindruckendes Beispiel dafür, wie historische Romane nicht nur unterhalten, sondern auch zum Nachdenken anregen können. Günther gelingt es, eine spannende Kriminalgeschichte mit einer tiefgründigen Charakterstudie und einem authentischen Zeitbild zu verbinden. Die Verknüpfung von Fiktion und Realität, die lebendige Sprache und die detaillierten Beschreibungen machen dieses Buch zu einem absoluten Highlight.

Ich empfehle dieses Buch nicht nur Fans von Fritz Lang und der Filmgeschichte, sondern allen, die sich für die Weimarer Republik und ihre faszinierenden Widersprüche interessieren. „Die Könige von Babelsberg“ ist ein Roman, der den Leser von der ersten bis zur letzten Seite fesselt und ihm gleichzeitig einen neuen Blick auf eine der spannendsten Epochen der deutschen Geschichte eröffnet.

Mediennerd
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Medienproduzent/Blogger, Katzenliebhaber und 1. FC Köln Fan im hohen Norden. Mit meiner Berufs- und Lebenserfahrung teste und vermarkte ich seit 2009 Produkte aller Art. Sie erhalten immer ein ehrliches Feedback.
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