Der Höllengeiger (Edition Dornbrunnen)
Juli 2024
Der Höllengeiger: Phantastische Geschichten
„Der Höllengeiger“ von Leo am Bruhl, herausgegeben von Lars Dangel, ist ein beeindruckendes Werk der deutschen phantastischen Literatur, das durch den Dornbrunnen Verlag als Sonderband der Reihe „Taschenschmöker aus Vergangenheit und Gegenwart“ erschienen ist. Das Buch bietet eine faszinierende Sammlung von 15 Erzählungen und entführt die Leser in düstere und zugleich phantasievolle Welten, die sowohl Gänsehaut als auch staunende Faszination auslösen.
Einblick in den Erzählstil und die Atmosphäre
Jede Geschichte in „Der Höllengeiger“ trägt Bruhls unverwechselbare Handschrift: Seine Erzählungen sind dicht und atmosphärisch, oft angereichert mit einem Hauch von Unheimlichem und Übersinnlichem. Man spürt förmlich den Atem stocken, wenn Bruhl in Geschichten wie der titelgebenden „Der Höllengeiger“ und „Der Schlossenrufer“ die Grenze zwischen Realität und Phantasie auflöst. Die Figuren bewegen sich durch bizarre Szenarien, die Alpträume und Realität miteinander verschmelzen lassen. Es gelingt ihm dabei, eine ganz eigene Art von Spannung aufzubauen, die weniger auf Schockmomente, sondern eher auf psychologische Feinheiten setzt und die Leser oft bis zur letzten Seite in den Bann zieht.
Die Geschichten und die Zeitreise in die Vergangenheit
Besonders faszinierend ist Bruhls Mischung aus zeitgenössischen und historisch anmutenden Motiven. Seine Protagonisten erleben übernatürliche Phänomene, wie in „Das Wikingerschiff“, das gekonnt die Mythen der Wikinger mit einem dunklen Mysterium verbindet, oder „Die Traumsendegesellschaft“, wo die Grenzen des Möglichen auf verstörende Weise verschoben werden. Der Autor setzt hier weniger auf bekannte Horror-Klischees und zeigt stattdessen, wie kreativ und vielseitig er mit Elementen der phantastischen Literatur umgeht. Die Geschichten fühlen sich wie eine Reise in längst vergangene Zeiten an und erinnern an die klassische Horrorliteratur, die ähnlich zeitlos wirkt wie die Werke von Autoren wie Gustav Meyrink oder Hanns Heinz Ewers.
Über den Autor Leo am Bruhl
Leo am Bruhl bleibt eine mysteriöse Figur in der deutschen Literaturgeschichte. Seine Werke fanden überwiegend in Tageszeitungen und Zeitschriften Platz, wodurch er nie die Anerkennung erhielt, die er verdiente. Doch sein einzigartiger Stil und sein Sinn für das Fantastische machen ihn zu einem wahren Geheimtipp. Obwohl die meisten Details seines Lebens heute verloren sind, steht fest, dass er zwischen 1926 und 1933 seine Geschichten veröffentlichte und danach spurlos verschwand. Lars Dangel, der Herausgeber, bringt durch diesen Band Bruhls vergessene Werke wieder ans Licht und setzt ihm damit ein literarisches Denkmal, das ihn mit Größen wie Meyrink und Ewers auf eine Stufe stellt.
Gestaltung und Wert der Sammlung
Die Aufmachung als Taschenbuch macht die Sammlung ideal für unterwegs und verleiht den Geschichten eine nostalgische Note. Mit 164 Seiten bietet „Der Höllengeiger“ eine gute Mischung an kurzen Erzählungen, die jeweils für sich stehen und einzeln gelesen werden können. Für Fans der phantastischen und düsteren Literatur ist dieser Band ein absolutes Muss, das man sich nicht entgehen lassen sollte. Man spürt in jeder Zeile, dass Bruhl ein einzigartiger Geschichtenerzähler war, dessen Werk zu Unrecht in Vergessenheit geraten ist.
Fazit: Ein Muss für Fans der Phantastik
Mit „Der Höllengeiger“ gelingt es, die Leser in eine vergangene Welt voller mysteriöser und unheimlicher Geschichten zu entführen. Diese Anthologie ist ideal für jene, die sich auf eine intensive, psychologisch fesselnde und bisweilen verstörende Leseerfahrung einlassen möchten. Durch die sorgfältige Auswahl und Herausgabe dieser Geschichten durch Lars Dangel wird Leo am Bruhl, ein fast vergessener Meister der Phantastik, wieder ins Rampenlicht gerückt und ermöglicht uns, seine einzigartigen Geschichten neu zu erleben.