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Das Romanische Café: im Berlin der 1920er Jahre

Das Romanische Café: im Berlin der 1920er Jahre ist ein Buch aus dem Verlag für Berlin-Brandenburg und erschien am 19. August 2024. 

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Das Romanische Café: im Berlin der 1920er Jahre

Im Romanischen Café war die geistige Elite der Weimarer Republik zu Hause. Journalisten, Schriftsteller, Maler, Verleger, Prominente aus der Theater- und Filmbranche trafen sich hier täglich an ihren Stammtischen. Max Liebermann, Alfred Döblin, Bertolt Brecht, Else Lasker-Schüler, Billy Wilder, George Grosz, Valeska Gert, Max Reinhardt, Alfred Flechtheim, Kurt Tucholsky, Friedrich Hollaender, Max Schmeling, Egon Erwin Kisch, Erich Kästner, Irmgard Keun, Jeanne Mammen, Mascha Kaléko und viele andere besuchten das Romanische Café. Es lockte auch internationale Gäste wie Ilja Ehrenburg, Elias Canetti, Luigi Pirandello, Antonin Artaud und Samuel Beckett. Unter die Prominenten mischten sich Angestellte, Touristen, Schaulustige, Zeitungsleser und Schachspieler, die „Tauentzien-Girls“ waren hier auf Männerfang. Bis 1933 zählte das Romanische Café zu den größten Sehenswürdigkeiten des modernen Berlin. Danach erhielten viele seiner Gäste Berufsverbot, wurden politisch verfolgt, gingen ins Exil, suchten den Freitod oder wurden ermordet. Das Romanische Café ist ein Mythos und zugleich eine Leerstelle in der Erinnerungskultur Berlins. Eine Ausstellung am Originalschauplatz, im Europa Center an der Gedächtniskirche, schließt diese Lücke. Das Ausstellungsteam hat viele neue Fakten, Dokumente, Geschichten und Bilder zusammengetragen, die sich nun erstmals im Buch wiederfinden. Unbekannte Feuilletons über das Romanische Café, eine Chronik und eine rund 500 Namen umfassende Gästeliste ergänzen die opulente Präsentation des Lebens im flirrenden Neuen Berliner Westen der 1920er Jahre.

Das Buch „Das Romanische Café: im Berlin der 1920er Jahre“ aus dem Verlag für Berlin-Brandenburg nimmt den Leser mit auf eine faszinierende Reise in die goldenen Zwanzigerjahre Berlins. Als ich das Buch las, fühlte ich mich, als wäre ich direkt im Herzen dieses legendären Cafés, umgeben von der geistigen Elite jener Zeit. Das Romanische Café, das sich am Kurfürstendamm befand, war nicht nur ein Treffpunkt, sondern ein Symbol für die kulturelle und intellektuelle Blüte Berlins vor dem Zweiten Weltkrieg. Was dieses Buch so besonders macht, ist die liebevolle und detaillierte Darstellung des Cafés und seiner prominenten Gäste. Hier trafen sich Literaten wie Erich Kästner, Stefan Zweig und Bertolt Brecht, aber auch Künstler wie Max Liebermann und Jeanne Mammen. Das Café war mehr als nur ein Ort zum Kaffeetrinken; es war ein intellektueller Nährboden, in dem Ideen ausgetauscht, Werke geschaffen und Netzwerke geknüpft wurden. Das Buch bringt diesen Ort und seine Atmosphäre durch historische Fotografien, zeitgenössische Berichte und Essays von Experten zum Leben. Besonders die enge Verbindung zwischen den Künstlern und Verlegern im Romanischen Café wird anschaulich dargestellt. Namen wie Ernst Rowohlt und der Ullstein-Verlag sind untrennbar mit dem Café verbunden.

Die Autorin und Kulturwissenschaftlerin Katja Baumeister-Frenzel schafft es, das Romanische Café nicht nur als physischen Ort, sondern auch als kulturelles Phänomen zu erfassen. Durch ihre wissenschaftliche Arbeit wird das Café als ein Mikrokosmos der Weimarer Republik dargestellt, der die künstlerische und intellektuelle Vielfalt dieser Zeit widerspiegelt. Besonders spannend fand ich die Abschnitte über die alltäglichen Rituale und Gepflogenheiten im Café. So erfuhr ich, dass das Café nicht nur ein Treffpunkt, sondern auch ein Arbeitsplatz war. Autoren schrieben dort ihre Manuskripte, Maler skizzierten ihre Entwürfe, und Verleger hielten nach neuen Talenten Ausschau. Das Buch erzählt auch von der dunkleren Seite dieser Epoche, nämlich dem schleichenden Ende des Romanischen Cafés durch die Machtergreifung der Nationalsozialisten. Die blühende intellektuelle und künstlerische Szene wurde brutal zerschlagen, viele Stammgäste mussten emigrieren oder wurden verfolgt. Der Verlust dieser kulturellen Oase, die im Zweiten Weltkrieg endgültig zerstört wurde, wird spürbar, wenn man die letzte Phase des Cafés liest.

Das Werk ist nicht nur eine Hommage an das Romanische Café, sondern auch eine wichtige historische Quelle. Es bietet einen tiefen Einblick in das soziale und kulturelle Leben Berlins in den 1920er Jahren. Die vielen Anekdoten und Zitate von Zeitgenossen machen das Buch lebendig und lassen den Leser eintauchen in eine Zeit, die geprägt war von Aufbruch, Kreativität und auch Zerbrechlichkeit. Besonders hervorzuheben ist die bildhafte Sprache und die dichte Atmosphäre, die das Buch schafft. Man fühlt sich, als säße man selbst an einem der Tische, umgeben von Rauch, Gesprächen und kreativen Köpfen, die die Welt von morgen erträumen. Zusammenfassend kann ich sagen, dass „Das Romanische Café: im Berlin der 1920er Jahre“ ein Muss für jeden ist, der sich für die Kulturgeschichte Berlins interessiert. Das Buch bietet nicht nur eine Reise in die Vergangenheit, sondern auch Reflexionen über die Bedeutung von Kunst und Kultur in turbulenten Zeiten. Es ist sowohl informativ als auch inspirierend und hinterlässt einen bleibenden Eindruck, der weit über das Lesen hinausgeht. Für alle, die mehr über die Epoche erfahren möchten, ist dieses Buch eine wunderbare Gelegenheit, tief in die Welt der Berliner Bohème einzutauchen.

Das Romanische Café: im Berlin der 1920er Jahre

9.4

Aufmachung

9.0/10

Umfang

9.2/10

Schreibstil

9.3/10

Thema

9.5/10

Aufbau

9.5/10

Lesbarkeit

9.4/10

Illustrationen

9.7/10

Umsetzung

9.5/10

Hat mir besonders gefallen

  • Das Buch fängt die Atmosphäre des Romanischen Cafés und seiner kulturellen Bedeutung in den 1920er Jahren lebendig ein, unterstützt durch historische Fotografien und zeitgenössische Berichte.
  • Die Autorin verknüpft den Ort mit den bedeutenden Persönlichkeiten und der intellektuellen Szene der Zeit, was das Buch zu einer wichtigen historischen Quelle macht.
  • Die Darstellung der Alltagsrituale und Gepflogenheiten im Café lässt die Vergangenheit plastisch und greifbar erscheinen.
  • Neben der Geschichte des Cafés bietet das Buch auch Reflexionen über die Bedeutung von Kunst und Kultur in turbulenten Zeiten.
  • Das Buch erinnert an die Zerstörung des Cafés und der intellektuellen Gemeinschaft durch die Nationalsozialisten, was dem Werk zusätzliche Tiefe verleiht.
Mediennerd
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Medienproduzent/Blogger, Katzenliebhaber und 1. FC Köln Fan im hohen Norden. Mit meiner Berufs- und Lebenserfahrung teste und vermarkte ich seit 2009 Produkte aller Art. Sie erhalten immer ein ehrliches Feedback.
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