Commandos: Origins (Kalypso Media)
April 2025
ALARM! Du wurdest ausgewählt für eine Mission, die über das Schicksal der Welt entscheiden wird. Erlebe die Entstehung der legendären Eliteeinheit im Zweiten Weltkrieg in Commandos: Origins. Der langerwartete Nachfolger der Commandos-Serie führt dich zu den Anfängen des Echtzeit-Taktik-Genres…
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Entwickler: Claymore Game Studios
Genre: Echtzeittaktik
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85%
Spielspaß 80%
Wiederspielbarkeit 75%
Langzeitmotivation 90%
Grafik 85%
Umsetzung |
Commandos: Origins ist für mich ein voller Erfolg. |

Commandos: Origins
Ich erinnere mich noch gut an die Nächte, die ich in meiner Jugend mit dem ersten Commandos: Hinter feindlichen Linien verbracht habe. Diese Mischung aus Taktik, Schleichen und strategischem Vorausdenken hat mich nachhaltig geprägt. Nun, Jahrzehnte später, halte ich Commandos: Origins in den Händen – und es fühlt sich an wie ein Wiedersehen mit alten Freunden. Doch nicht alles ist Nostalgie: Claymore Game Studios hat sich sichtlich bemüht, das Spielgefühl der Klassiker in eine moderne Form zu gießen – mit Erfolg.
Rückkehr zu den Ursprüngen – im wahrsten Sinne
Wie der Titel andeutet, ist Commandos: Origins ein Prequel zur beliebten Reihe und erzählt die Entstehungsgeschichte des Kommandotrupps, der schon im Originalspiel für Furore sorgte. Die Entwickler werfen uns in insgesamt 14 Missionen an weltumspannende Kriegsschauplätze, von eiskalten Arktislandschaften bis hin zu trockenen Wüsten Nordafrikas. Dabei lernen wir die Hintergründe der sechs Hauptcharaktere kennen: Jack O’Hara (Green Beret), Thomas Hancock (Pionier), Francis Woolridge (Scharfschütze), Samuel Brooklyn (Fahrer), James Blackwood (Marine) und Rene Duchamp (Spion). Die Missionen sind nicht nur abwechslungsreich, sondern auch cineastisch inszeniert – kleine Zwischensequenzen führen elegant von Einsatz zu Einsatz.
Spielmechanik: Altbewährtes mit modernem Anstrich
Das Gameplay orientiert sich stark an den klassischen Echtzeit-Taktikmechaniken, wie man sie aus früheren Commandos– oder Desperados-Titeln kennt: Jede Figur hat individuelle Fähigkeiten, die clever kombiniert werden müssen. Der Green Beret kann schwere Gegner im Nahkampf ausschalten, der Spion schleicht sich unbemerkt durch feindliche Linien, der Marine nutzt Wasserwege für Angriffe aus dem Hinterhalt. Es liegt an mir, diese Werkzeuge richtig einzusetzen – was oft bedeutet: Trial and Error, viel Speichern und Laden. Und das ist gut so.
Was Commandos: Origins aber von seinen Vorgängern unterscheidet, ist die vollständig 3D-rotierbare Spielwelt. Diese erlaubt nicht nur mehr Übersicht und taktische Planung, sondern wirkt auch optisch moderner und organischer. Ich habe mehr Kontrolle über das Geschehen, kann Gegnerbewegungen besser verfolgen und Wege effektiver planen. Trotzdem bleibt das Spiel anspruchsvoll: Entdeckte Einheiten sind schnell tot, und Gegner verzeihen keinen Fehler.
Kein Auto-Save: ein bewusst gesetztes Design
Eine Entscheidung, die bei mir zunächst Stirnrunzeln verursachte, war das Fehlen eines automatischen Speichersystems. Das Spiel zwingt mich dazu, regelmäßig manuell zu speichern – eine Mechanik, die für Veteranen vertraut ist, aber für moderne Spieler zunächst ungewohnt sein mag. Doch gerade das trägt zur Spannung bei. Jeder Schritt muss wohlüberlegt sein, jede Aktion kann zum Scheitern der gesamten Mission führen. Diese permanente Anspannung erzeugt einen Nervenkitzel, der in heutigen Spielen selten geworden ist.
Grafische Umsetzung und Atmosphäre
Technisch basiert Commandos: Origins auf der Unreal Engine 5 – und das merkt man. Die Umgebungen sind liebevoll gestaltet und stecken voller Details. Besonders beeindruckend sind die dynamischen Lichtverhältnisse und Schatteneffekte, die eine glaubwürdige Kriegsatmosphäre schaffen. Rauchschwaden, Nebel, brennende Wracks – das Spiel schafft es, die Szenerien historisch glaubwürdig und gleichzeitig stilistisch spannend zu inszenieren.
Auch akustisch überzeugt der Titel: Die Sprachausgabe ist durchgehend professionell, es gibt deutsche Synchronisation, und jeder Charakter hat eine eigene Stimme mit Wiedererkennungswert. Die musikalische Untermalung bleibt dezent, unterstützt aber gekonnt die Atmosphäre.
Koop-Modus: Gemeinsam statt einsam
Eine der größten Neuerungen ist der Koop-Modus, der sowohl lokal im Splitscreen als auch online funktioniert. Zwei Spieler können die Kontrolle über die Truppe aufteilen und gemeinsam Missionen absolvieren. Gerade in schwierigen Abschnitten sorgt das für eine willkommene Entlastung – und macht riesig Spaß. Ich habe mehrere Missionen mit einem Freund durchgespielt und war begeistert von der strategischen Tiefe, die sich durch die Zusammenarbeit ergibt.
Claymore Game Studios und Kalypso Media: Ein starkes Duo
Hinter dem Spiel steht Claymore Game Studios aus Darmstadt, gegründet 2020 als Teil des Publishers Kalypso Media. Letzterer ist vor allem für Titel wie Tropico oder Railway Empire bekannt. Mit Commandos: Origins wagen sie den Schritt zurück in ein Genre, das lange als Nische galt – und beweisen Mut zur Komplexität. Studioleiter Jürgen Reußwig bringt seine Erfahrung aus der Anno-Reihe ein, was man dem Spiel anmerkt: Es ist nicht nur taktisch tiefgehend, sondern auch systematisch durchdacht und in sich stimmig.
Kritikpunkte – wo es noch Luft nach oben gibt
So gelungen Commandos: Origins auch ist, ein paar Kritikpunkte lassen sich nicht verschweigen. Die künstliche Intelligenz der Gegner wirkt mitunter etwas steif. Manche Reaktionen wirken vorhersehbar, und gelegentlich gab es kleinere Bugs beim Ausführen von Befehlen oder Pfadfindungen. Auch hätte ich mir mehr spielerische Freiheit bei der Missionslösung gewünscht – oft führt nur ein einziger sinnvoller Weg zum Ziel. Hier wäre mehr Flexibilität wünschenswert.
Ebenso könnte der Wiederspielwert durch alternative Missionsverläufe, dynamische Ereignisse oder versteckte Boni gesteigert werden. Auch ein Level-Editor oder Mod-Support wären für die Community ein großer Gewinn.
Fazit: Nostalgie trifft auf Moderne
Commandos: Origins ist für mich ein voller Erfolg. Es verbindet das Beste aus der Vergangenheit mit den Möglichkeiten moderner Spieleentwicklung. Die Entwickler haben verstanden, was die Reihe ausmacht, und haben es geschafft, diesen Geist in ein neues Zeitalter zu überführen. Trotz kleiner Schwächen bleibt ein Taktikspiel, das in Zeiten von Action- und Open-World-Überflutung angenehm entschleunigt, fordert und belohnt. Wer auf smarte Strategien, historische Settings und echte Herausforderungen steht, wird hier fündig.