Colonia Romanica, Band XXXVIII (J.P. Bachem Verlag)
September 2024
Colonia Romanica, Band XXXVIII
Mit großer Vorfreude nahm ich den neuen Band der „Colonia Romanica“ in die Hand. Diese Jahrbuchreihe des Fördervereins Romanische Kirchen Köln e. V. ist bekannt dafür, eine unerschöpfliche Quelle der Geschichte und Architektur der romanischen Kirchen Kölns zu sein. Der Band XXXVIII erfüllt diesen Anspruch auf beeindruckende Weise und liefert tiefgründige Einsichten in das kulturelle und historische Erbe Kölns. Die romanischen Kirchen, die zu den bedeutendsten Bauwerken der Stadt zählen, werden hier in einzigartigen Details beleuchtet. Jedes Jahr erneut dokumentiert der Förderverein damit eine bedeutende Epoche deutscher Kunst- und Kulturgeschichte und bringt diese Lesern aus verschiedenen Fachrichtungen, aber auch interessierten Laien, eindrucksvoll näher.
Inhaltliche Vielfalt und thematische Schwerpunkte
Der Band XXXVIII der „Colonia Romanica“ bietet eine Vielfalt an Beiträgen, die alle Aspekte der romanischen Kirchenlandschaft Kölns abdecken. Dabei finden sich sowohl historische Rückblicke als auch aktuelle Forschungsergebnisse und denkmalpflegerische Perspektiven. Besonders herausragend ist der Beitrag über das 1000-jährige Jubiläum der Abtei Brauweiler, der die Entstehung und Entwicklung von St. Nikolaus eindrucksvoll beschreibt. Diese historische Erzählung wird durch reichhaltige Quellenarbeit untermauert und bietet einen umfassenden Einblick in die spirituelle und architektonische Bedeutung dieses Bauwerks.
Ein weiteres Highlight ist der Artikel über die verschwundene romanische Kirche St. Maria ad Gradus, deren Geschichte hier minutiös rekonstruiert wird. Die Autoren zeichnen die Bauphasen dieser ehemaligen Kirche nach und erläutern die Umstände ihres Verfalls. Besonders interessant sind die Details über archäologische Funde, die das Leben in und um die Kirche veranschaulichen. Ergänzt wird dieser Beitrag durch eine Untersuchung des Sockels des sogenannten Salierkreuzes in St. Severin, die eine spannende Verbindung zur Stauferzeit herstellt.
Der besondere Fokus auf Groß St. Martin
Ein zentraler Aspekt des Jahrbuchs ist die umfangreiche Auseinandersetzung mit der romanischen Kirche Groß St. Martin, einem Wahrzeichen Kölns. Hier wird insbesondere die nicht wiedererrichtete Vorhalle thematisiert, die im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde. Drei verschiedene Artikel widmen sich diesem Thema aus unterschiedlichen Blickwinkeln: ein geschichtlicher Überblick, eine denkmalpflegerische Analyse und eine Beschreibung des Architektenwettbewerbs für die Errichtung einer neuen Vorhalle. Die Autoren erläutern detailliert die historische Bedeutung dieser Vorhalle und die Herausforderungen, die sich bei der denkmalgerechten Wiedererrichtung ergeben. Diese thematische Schwerpunktsetzung macht deutlich, wie wichtig es dem Förderverein ist, sowohl die historische Substanz zu bewahren als auch neue Impulse zu setzen, die das Erbe der Vergangenheit würdigen.
Der Förderverein Romanische Kirchen Köln e. V.
Der Förderverein Romanische Kirchen Köln e. V. ist der Herausgeber dieses Jahrbuchs und spielt eine wesentliche Rolle in der Pflege und Erforschung der romanischen Kirchen Kölns. Seit seiner Gründung im Jahr 1981 setzt sich der Verein mit Leidenschaft und Engagement für die Bewahrung dieses einzigartigen Kulturerbes ein. Mit einer beeindruckenden Mitgliederzahl von über 2400 Personen unterstützt der Verein Restaurierungsmaßnahmen, die Pflege historischer Ausstattungsstücke und die wissenschaftliche Erforschung der romanischen Kirchen. Besonders hervorzuheben ist das Engagement des Vereins für die Aufnahme der Kölner romanischen Kirchen in die UNESCO-Welterbeliste, ein ambitioniertes Ziel, das das Bewusstsein für den kulturellen Wert dieser Bauwerke schärfen soll. Der Förderverein leistet mit seiner Arbeit nicht nur einen wertvollen Beitrag zum Erhalt der Kirchen, sondern trägt auch zur Verbreitung von Wissen und Verständnis über diese besonderen Bauten bei.
Gestaltung und Lesbarkeit des Buches
Neben der inhaltlichen Tiefe ist das Jahrbuch „Colonia Romanica“ auch gestalterisch äußerst gelungen. Die klare Struktur der Beiträge und die übersichtliche Anordnung der Kapitel erleichtern das Lesen und Navigieren durch die verschiedenen Themenbereiche. Der Schreibstil ist präzise und fesselnd, was sowohl Fachleute als auch interessierte Laien anspricht. Besonders positiv hervorzuheben ist die hochwertige Bildqualität der zahlreichen Fotografien und Abbildungen, die dem Leser visuelle Eindrücke der beschriebenen Orte vermitteln. Die Fotografien ergänzen die wissenschaftlichen Texte und lassen das Jahrbuch zu einem ästhetischen Erlebnis werden. Das Buchcover, schlicht und dennoch ansprechend gestaltet, reflektiert den Inhalt des Bandes und vermittelt schon auf den ersten Blick die hohe Qualität des Inhalts.
Ein Muss für Geschichts- und Architekturliebhaber
Für jeden, der sich für die Kultur- und Baugeschichte Kölns interessiert, ist „Colonia Romanica, Band XXXVIII“ ein unverzichtbares Werk. Die fundierten, wissenschaftlich recherchierten Beiträge bieten eine einzigartige Möglichkeit, die romanischen Kirchen Kölns in ihrer ganzen Vielfalt und Pracht zu entdecken. Dieses Jahrbuch hebt sich durch seine thematische Breite und die Tiefe der Einzelbeiträge hervor. Die Leser erhalten nicht nur einen Überblick über die architektonische und historische Bedeutung der romanischen Kirchen, sondern auch Einblicke in die komplexen denkmalpflegerischen Aufgaben, die mit der Bewahrung dieses Erbes verbunden sind. Der Förderverein Romanische Kirchen Köln e. V. hat mit diesem Jahrbuch einmal mehr einen wertvollen Beitrag zur Erforschung und Erhaltung der romanischen Kirchenlandschaft Kölns geleistet.
Fazit
„Colonia Romanica, Band XXXVIII“ ist weit mehr als ein gewöhnliches Jahrbuch. Es ist eine Reise in die Vergangenheit, die das kulturelle Erbe Kölns lebendig werden lässt. Die sorgfältige Auswahl der Themen, die exzellente Forschung und die ansprechende Gestaltung machen dieses Werk zu einer wertvollen Bereicherung jeder Bibliothek. Dieses Buch wird sowohl Geschichtsinteressierte als auch Liebhaber romanischer Architektur in seinen Bann ziehen. Ich freue mich bereits auf den nächsten Band der „Colonia Romanica“ und darauf, welche neuen Geschichten und Erkenntnisse dieser bringen wird.