Briefe aus Taipeh

Briefe aus Taipeh (Chinabooks E. Wolf)

August 2024

Wie können wir unsere Menschlichkeit angesichts von extremem politischem Fanatismus bewahren? Fish Wu erzählt eine Geschichte des Durchhaltens und Überlebens…
Autor: Fish Wu, Johannes Fiederling (Übersetzer)
Genre: Manga
91%
Umfang
91%
Schreibstil
92%
Thema
87%
Lesbarkeit
89%
Buchcover
95%
Illustrationen
Wer sich auf diese bewegende Familiengeschichte einlässt, wird nicht nur eine eindrucksvolle Erzählung, sondern auch ein künstlerisch hochwertiges Werk entdecken, das lange im Gedächtnis bleibt.


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Briefe aus Taipeh

„Briefe aus Taipeh“ ist eine außergewöhnliche Graphic Novel, die sich nicht nur durch ihre zweisprachige Aufmachung (Chinesisch und Deutsch), sondern vor allem durch ihren tiefen historischen und emotionalen Gehalt auszeichnet. Das Buch, das 2024 bei Chinabooks E. Wolf erschienen ist, erzählt die Geschichte einer chinesischen Familie über mehrere Generationen hinweg, die durch die politischen Umwälzungen des 20. Jahrhunderts auseinandergerissen wurde.

Inhalt und Handlung

Im Mittelpunkt steht die Geschichte zweier Brüder, die vor dem Hintergrund der kommunistischen Revolution in China getrennte Wege gehen. Einer der Brüder bleibt im Land und muss sich den brutalen Konsequenzen der Landreform stellen, während der andere heimlich nach Taiwan flüchtet. Erst viele Jahre später, nach dem Ende des Kriegsrechts in Taiwan, bringt ein Brief aus Taipeh die Familie wieder zusammen.

Die Geschichte ist nicht nur eine Familienchronik, sondern beleuchtet auch die verheerenden Auswirkungen von politischem Fanatismus und ideologischen Zwängen auf das persönliche Leben. Fish Wu, der Autor und Zeichner der Graphic Novel, schafft es, die großen historischen Ereignisse des 20. Jahrhunderts mit einer sehr persönlichen Geschichte zu verbinden. Er greift dabei auf die Erinnerungen seiner Großmutter zurück, die als Zeugin der Ereignisse dient und deren neblige Erinnerungen die Leserschaft in die 1950er Jahre zurückversetzen.

Die visuelle Gestaltung

Was „Briefe aus Taipeh“ besonders hervorhebt, sind die Illustrationen von Fish Wu. Die Zeichnungen bestechen durch ihre Detailtreue und die gekonnte Kombination aus Radierung und Fotorealismus. Besonders auffällig ist die Verwendung verschiedener Grautöne, die den Bildern Tiefe verleihen und sie lebendig wirken lassen. Durch die großformatige Aufmachung des Buches (DIN A4) kommen die Zeichnungen besonders gut zur Geltung und laden dazu ein, jedes Detail genau zu betrachten. Die Illustrationen tragen einen erheblichen Teil zur atmosphärischen Dichte des Werkes bei, ohne dabei übertrieben oder pathetisch zu wirken.

Fish Wu – Der Autor und Zeichner

Fish Wu wurde in einer kleinen Stadt am Gelben Meer in China geboren und lebte viele Jahre in Nanjing, bevor er nach Südkorea zog, wo er heute als Künstler und Autor arbeitet. „Briefe aus Taipeh“ ist eine Art autobiografisches Werk, das auf den Erinnerungen seiner eigenen Familie basiert. Fish Wu ist bekannt für seine Arbeit im Bereich der Graphic Novels und hat mehrere Comics im Selbstverlag herausgebracht, bevor er sich mit diesem Werk einem breiteren Publikum öffnete. Mit seinem meisterhaften zeichnerischen Talent gelingt es ihm, die Schicksale dreier Generationen zu dokumentieren und dabei den Einfluss von Geschichte und Politik auf das individuelle Leben darzustellen.

Thema und Botschaft

„Briefe aus Taipeh“ ist eine zutiefst bewegende Geschichte, die den Leser mit Fragen der Menschlichkeit, der Familienbindung und den zerstörerischen Auswirkungen von Ideologien konfrontiert. Der Autor stellt die Frage, wie es möglich ist, unter den Bedingungen von Verfolgung und Fanatismus die eigene Menschlichkeit zu bewahren. Dabei ist die Geschichte nicht nur ein Blick in die Vergangenheit, sondern auch eine Mahnung für die Gegenwart, die Gefahr des Fanatismus auch in der heutigen Zeit nicht zu unterschätzen.

Fazit

„Briefe aus Taipeh“ ist eine Graphic Novel, die sowohl inhaltlich als auch visuell überzeugt. Die zweisprachige Aufmachung mag für den ein oder anderen Leser ungewöhnlich sein, bietet jedoch einen Mehrwert, insbesondere für diejenigen, die sich für die chinesische Sprache interessieren. Die Produktion des Buches ist hochwertig, was sich im Preis widerspiegelt, der für manche Leser vielleicht etwas hoch erscheint. Dennoch lohnt sich die Anschaffung, besonders für Liebhaber von gut recherchierten, historisch relevanten Graphic Novels und für diejenigen, die sich für die Geschichte Chinas und Taiwans interessieren.

Wer sich auf diese bewegende Familiengeschichte einlässt, wird nicht nur eine eindrucksvolle Erzählung, sondern auch ein künstlerisch hochwertiges Werk entdecken, das lange im Gedächtnis bleibt.

Mediennerd
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