Blutbuße: Ein Fall für Hanna Ahlander (DTV)
Oktober 2024
Blutbuße: Ein Fall für Hanna Ahlander
Mit „Blutbuße“ entführt uns Viveca Sten erneut in die eisige Welt Nordschwedens. Diesmal steht ein brutaler Mord im Zentrum der Handlung, der die erfahrene Ermittlerin Hanna Ahlander und ihren Kollegen Daniel Lindskog ins abgelegene Bergdorf Åre führt. Die Story beginnt mit der Leiche von Charlotte Wretlind, einer Immobilienentwicklerin, die im Luxus-Hotel Copperhill Mountain Lodge unter mysteriösen Umständen ermordet wurde. Der Tatort, umgeben von verschneiten Landschaften und voll von Skiurlaubern, wirkt zunächst malerisch – doch bald wird klar, dass sich hier Abgründe auftun, die das Ermittlerduo durch den Schnee verfolgen muss.
Atmosphärischer Krimi im hohen Norden
Eingebettet in die karge, kalte Winterlandschaft entwickelt Sten eine fesselnde Atmosphäre, die den Leser in den Bann zieht. Ihr Schreibstil macht es leicht, die düstere Stimmung und die Spannung der Ermittlungen nachzuempfinden. Dabei verwebt sie meisterhaft zwei Zeitebenen: Während die Gegenwart sich dem Mord an Charlotte widmet, gibt es einen zweiten Erzählstrang, der 1973 spielt und die Geschichte einer Serviererin in einem Hochgebirgshotel erzählt. Diese Verknüpfung der Zeiten verstärkt die Spannung, denn nach und nach erfahren wir, wie die Vergangenheit das aktuelle Geschehen beeinflusst.
Die Charaktere – Ein eingespieltes Team mit viel Tiefe
Hanna Ahlander ist bereits in den ersten Bänden der Reihe als starke, eigenwillige Ermittlerin aufgetreten. In diesem Band erhält sie mehr persönliche Tiefe: Nun, da sie fest in Åre arbeitet und sich ein eigenständiges Leben aufbaut, stehen auch ihre privaten Beziehungen, vor allem die zu Daniel, im Fokus. Ihre Dynamik verleiht der Geschichte eine persönliche Note, auch wenn es hin und wieder an der Spannungskurve zehrt. Dennoch bleibt das Verhältnis der beiden stets professionell, und die Charakterentwicklung, die Sten ihnen zukommen lässt, hält die Neugier des Lesers lebendig.
Der Mordfall und seine vielen Wendungen
Der Mord an Charlotte Wretlind ist komplex und verstrickt, da Charlotte selbst eine umstrittene Persönlichkeit war. Ihr Plan, das verfallene Hotel abzureißen und ein exklusives Resort zu errichten, hatte bei den Bewohnern von Åre viele Gegner, und so liegt die Vermutung nahe, dass ein Motiv in der Gegenwart zu suchen ist. Doch Sten überrascht, indem sie zahlreiche Wendungen und Verdächtige einbaut, was den Fall vielschichtiger und unvorhersehbar macht. Die Ermittlungen des Teams verlaufen dabei realistisch und nachvollziehbar – besonders beeindruckend ist, wie sie die gesellschaftskritischen Aspekte in die Handlung einfließen lässt. Themen wie die Auswirkungen des Massentourismus und der Konflikt zwischen Tradition und Moderne werden fein verwoben und geben dem Krimi eine zusätzliche Tiefe.
Viveca Sten – Die Meisterin des nordischen Krimis
Viveca Sten, geboren 1959, ist eine der renommiertesten Krimiautorinnen Skandinaviens und hat sich bereits mit ihrer Sandhamn-Reihe einen Namen gemacht. Die Geschichten um Hanna Ahlander, die im winterlichen Åre ermitteln, profitieren von Stens Liebe zum Detail und ihrer Fähigkeit, packende Spannung mit subtilen gesellschaftlichen Themen zu verbinden. Ihre Bücher wurden in über 24 Sprachen übersetzt und haben auch international große Erfolge gefeiert. Stens Markenzeichen ist das Spiel mit der Atmosphäre und die kunstvolle Verknüpfung von Charaktertiefe und Spannung, was sie hier einmal mehr eindrucksvoll unter Beweis stellt.
Fazit: Ein Muss für Fans nordischer Krimis
„Blutbuße“ ist ein Krimi, der durch seine atmosphärische Dichte und seine starken Charaktere überzeugt. Obwohl die Spannung zwischendurch etwas abflachen mag, bleibt das Interesse an der Handlung ungebrochen. Das Zusammenspiel aus verschneitem Setting, tiefgründigen Figuren und einem vielschichtigen Plot machen das Buch zu einem gelungenen dritten Band der Polarkreis-Reihe. Für Krimi-Fans und Liebhaber skandinavischer Spannungsliteratur ist „Blutbuße“ eine klare Leseempfehlung.