Apeirophobia (Hirnkost)
September 2024
Apeirophobia von Christian J. Meier
Europa im 22. Jahrhundert: Die wieder erstarkte katholische Kirche hat Himmel und Hölle real werden lassen. Diese Ausgangssituation schafft das dystopische Setting für Apeirophobia, den neuesten Roman von Christian J. Meier, der im Hirnkost Verlag erschienen ist. In dieser Welt, in der die Kirche die Seelen Verstorbener kontrolliert und sie wiederbeleben kann, stehen religiöse Dogmen in starkem Kontrast zu technologischem Fortschritt und wissenschaftlichem Streben.
Die Protagonistin Micha Berg, eine 21-jährige hochbegabte Frau, ist auf der Suche nach Wissen und Wahrheit. Statt ihrer Leidenschaft für Naturwissenschaften nachgehen zu können, wird sie jedoch in einem von der Kirche kontrollierten Zentrum zu einer „frommen Ehefrau“ erzogen. Dieser brutale Eingriff in ihre Freiheit und ihre Bestimmung stellt den Ausgangspunkt einer fesselnden Geschichte dar, die sich nicht nur mit persönlichem Schicksal, sondern auch mit den Machtstrukturen einer dystopischen Gesellschaft auseinandersetzt.
Eine brillante Protagonistin in einer unterdrückenden Gesellschaft
Micha ist keine gewöhnliche Heldin, und genau das macht sie so interessant. Ihre Intelligenz und ihr Wissensdurst kollidieren mit der autoritären Struktur der Kirche. Als sie in Kontakt mit den „Neuen Illuminaten“ tritt, einer Untergrundbewegung, die sich gegen die kirchliche Herrschaft stellt, wird sie tiefer in eine gefährliche Verschwörung verwickelt. Der „ewige Papst“ Bonifaz X. nimmt Notiz von Micha, und so wird sie Teil eines Spiels, das weit über ihr eigenes Leben hinausgeht. Hier beginnt ein scheinbar aussichtsloser Kampf gegen ein übermächtiges Regime, das nicht nur über Leben und Tod, sondern auch über das ewige Schicksal der Seelen bestimmt.
Der Autor hinter dem Roman
Christian J. Meier, geboren 1968, ist Physiker und hat sich als Autor und Journalist einen Namen gemacht. Seine Schriften, die unter anderem in der Süddeutschen Zeitung und der Neuen Zürcher Zeitung erscheinen, beschäftigen sich oft mit technologischen und wissenschaftlichen Themen. Als langjähriger Science-Fiction-Enthusiast hat er bereits mehrere Romane veröffentlicht, die sich mit Themen wie künstlicher Intelligenz und der Zukunft des Menschen auseinandersetzen. Apeirophobia ist sein dritter Science-Fiction-Roman und beweist einmal mehr sein Talent, aktuelle Themen in spannende dystopische Szenarien zu verpacken.
Eine düstere Zukunftsvision mit philosophischen Fragen
Was Apeirophobia besonders faszinierend macht, ist die tiefe Auseinandersetzung mit philosophischen und ethischen Fragen. Der Titel des Buches, der auf die Angst vor der Unendlichkeit anspielt, ist ein Hinweis darauf, dass es nicht nur um Macht und Kontrolle geht, sondern auch um die Existenz selbst. Wie weit darf die Menschheit gehen, um Unsterblichkeit zu erlangen? Und was bedeutet ewiges Leben, wenn es unter der Kontrolle einer Institution wie der Kirche steht? Diese Fragen lassen den Leser nachdenklich zurück und geben dem Roman eine Tiefe, die über reine Unterhaltung hinausgeht.
Das Konzept, dass die katholische Kirche im 22. Jahrhundert Technologie entwickelt hat, um Verstorbene wiederzubeleben, wirkt zunächst bizarr, entfaltet aber im Laufe der Geschichte eine faszinierende Dynamik. Hier wird nicht nur eine klerikale Diktatur inszeniert, sondern auch eine scharfe Kritik an Machtmissbrauch und der Unterdrückung des individuellen Willens geübt. Meiers Zukunftsvision ist düster, aber gleichzeitig spannend und fesselnd, da sie Parallelen zur Gegenwart zieht.
Spannung bis zur letzten Seite
Die Geschichte von Apeirophobia entwickelt sich in einem schnellen Tempo, das den Leser kaum zu Atem kommen lässt. Die Mischung aus politischer Intrige, technologischem Fortschritt und persönlichen Schicksalen hält die Spannung hoch, ohne dabei zu überladen zu wirken. Meier schafft es, die verschiedenen Handlungsstränge so geschickt zu verweben, dass man das Buch kaum aus der Hand legen kann.
Besonders hervorzuheben ist die Art und Weise, wie er die Welt im 22. Jahrhundert beschreibt. Obwohl viele der technologischen Entwicklungen futuristisch erscheinen, wirken sie doch erschreckend realistisch und glaubwürdig. Dies verleiht dem Roman eine besondere Relevanz, insbesondere in einer Zeit, in der Themen wie Digitalisierung und Überwachung allgegenwärtig sind.
Fazit: Ein Must-Read für Science-Fiction-Fans
Apeirophobia ist ein intensiver, nachdenklich stimmender Roman, der nicht nur Science-Fiction-Fans begeistern wird. Christian J. Meier gelingt es, eine düstere Zukunftsvision zu zeichnen, die gleichzeitig unterhaltsam und tiefgründig ist. Die Fragen nach Macht, Kontrolle und der menschlichen Existenz ziehen sich wie ein roter Faden durch das Werk und machen es zu einem packenden Erlebnis. Wer sich für dystopische Literatur und philosophische Themen interessiert, sollte dieses Buch unbedingt lesen.