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Almosen fürs Vergessen / Zur Leichenschau

Almosen fürs Vergessen / Zur Leichenschau ist ein Buch aus dem Elfenbein Verlag und erschien am 22. April 2024. 

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Almosen fürs Vergessen / Zur Leichenschau

London 1972: Die Spitzen der Konservativen Partei sind im Aufruhr, nachdem sich ein hochrangiger Politiker aus dem Wirtschaftsministerium unerwartet das Leben genommen hat. Einen Skandal gilt es unbedingt zu vermeiden, und so machen sich hinter den Kulissen ein ehemaliger Weggefährte sowie ein vom Inlandsgeheimdienst entsandter Spezialist daran, der Sache auf den Grund zu gehen. Welche Mission hat der ehrgeizige Staatssekretär und intrigante Strippenzieher zuletzt verfolgt? Und wo den Tag vor seinem Tod verbracht? Lässt sich der Schlüssel für das Geheimnis gar in seiner Internatszeit finden, in der er, bis zuletzt unverheiratet, seine wenigen Freundschaften schloss? Im neunten Band seines Gesellschaftspanoramas „Almosen fürs Vergessen“ wirft Simon Raven einen weiteren gnadenlosen Blick auf das britische Establishment und den illustren Kreis ehemaliger Schüler eines Eliteinternats. Und wie häufig bei Simon Raven sind es im Getümmel menschlicher Bestrebungen und Begierden die Schicksalsgöttinnen, die zuletzt – und am bösesten – lachen.

„Almosen fürs Vergessen / Zur Leichenschau“ von Simon Raven entführt den Leser in das London der frühen 1970er Jahre, eine Zeit des politischen Aufruhrs und der gesellschaftlichen Intrigen. Der neunte Band von Ravens berühmtem Gesellschaftspanorama ist ein tiefgründiges Werk, das die dunklen Seiten des britischen Establishments beleuchtet und einen fesselnden Einblick in die Machtspiele und persönlichen Dramen der Elite bietet. Die Handlung beginnt mit dem Selbstmord eines hochrangigen Politikers aus dem Wirtschaftsministerium, ein Ereignis, das die Konservative Partei in Aufruhr versetzt. Der drohende Skandal muss um jeden Preis vermieden werden, und so beginnt eine verdeckte Untersuchung, geleitet von einem ehemaligen Weggefährten des Verstorbenen und einem Spezialisten des Inlandsgeheimdienstes. Was zunächst wie ein einfacher Selbstmord erscheint, entpuppt sich schnell als ein komplexes Geflecht aus Machtstreben, Intrigen und dunklen Geheimnissen.

Ravens Schilderungen sind präzise und schonungslos. Er zeichnet ein Bild der britischen Oberschicht, das weder heroisch noch romantisch ist, sondern von Ehrgeiz, Betrug und Verrat geprägt. Die Charaktere, allen voran der intrigante Staatssekretär, werden bis in die kleinsten Nuancen beschrieben. Ihre Ambitionen und Schwächen sind ebenso faszinierend wie abstoßend, und Ravens scharfsinnige Beobachtungen lassen keinen Raum für Illusionen. Besonders beeindruckend ist Ravens Fähigkeit, die Vergangenheit seiner Figuren mit der Gegenwart zu verknüpfen. Die Internatszeit des verstorbenen Politikers spielt eine zentrale Rolle bei der Aufklärung seines Todes. Freundschaften und Feindschaften, die in dieser prägenden Phase seines Lebens entstanden sind, werfen lange Schatten auf seine späteren Jahre. Diese Rückblenden sind nicht nur für die Handlung relevant, sondern auch ein geschicktes Mittel, um die tief verwurzelten sozialen Strukturen und Netzwerke der britischen Elite offenzulegen.

Ravens Prosa ist zugleich elegant und bissig. Mit feinem Humor und einer gehörigen Portion Zynismus entlarvt er die Eitelkeiten und Verfehlungen seiner Figuren. Besonders bemerkenswert ist seine Fähigkeit, Spannung und Atmosphäre aufzubauen. Die Beschreibung der Szene im Badezimmer von Somerset Lloyd-James‘ Junggesellenwohnung ist ein Meisterwerk der Dichte und Suggestion. Das langsam abkühlende Badewasser, das schmutzige Sonnenlicht und das unablässige Klingeln des Telefons schaffen eine beklemmende Stimmung, die den Leser sofort in ihren Bann zieht. Auch Ravens eigene Lebensgeschichte, die in den Roman einfließt, verleiht dem Werk eine besondere Authentizität. Als ehemaliger Schüler der elitären Charterhouse School, der wegen homosexueller Handlungen relegiert wurde, kennt er die Höhen und Tiefen des gesellschaftlichen Aufstiegs und Falls aus erster Hand. Seine Erfahrungen und scharfsinnigen Urteile über die Gesellschaft finden in seinen Büchern einen kraftvollen Ausdruck.

„Almosen fürs Vergessen / Zur Leichenschau“ ist nicht nur ein spannender Krimi, sondern auch eine tiefgründige Analyse der britischen Gesellschaft. Ravens unbarmherziger Blick auf die menschlichen Schwächen und seine brillanten Charakterstudien machen das Buch zu einem Leseerlebnis der besonderen Art. Es ist ein Werk, das lange nachwirkt und zum Nachdenken anregt – über Macht, Moral und das fragile Gefüge der menschlichen Beziehungen.

Almosen fürs Vergessen / Zur Leichenschau

8.3

Aufmachung

8.5/10

Umfang

8.5/10

Schreibstil

8.2/10

Thema

8.3/10

Aufbau

8.1/10

Lesbarkeit

8.2/10

Illustrationen Cover

8.5/10

Umsetzung

8.3/10

Hat mir besonders gefallen

  • Das Buch bietet eine komplexe und spannende Geschichte, die tief in die Machtspiele und persönlichen Dramen der britischen Elite eintaucht.
  • Die Figuren sind detailliert und vielschichtig gezeichnet, wodurch ihre Ambitionen und Schwächen lebendig und greifbar werden.
  • Ravens Schreibstil ist elegant und zynisch, was die Eitelkeiten und Verfehlungen der Charaktere scharf und unterhaltsam beleuchtet.
  • Ravens eigene Lebensgeschichte fließt in das Werk ein und verleiht ihm eine besondere Authentizität und Tiefe.
  • Die detaillierte Beschreibung von Szenen schafft eine dichte und fesselnde Atmosphäre, die den Leser in ihren Bann zieht.
Mediennerd
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