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The Daily Feminist: 199 konkrete Handlungstipps für Gleichberechtigung im Alltag – Mikrofeminismus wirkt!

The Daily Feminist (Kösel Verlag)

September 2025

»Dieses Buch ist für alle, die den Mut haben, die Welt jeden Tag ein kleines Stückchen gerechter zu gestalten.« Jana Heinicke
Autor: Evelyn Höllrigl Tschaikner
Genre: Politik
90%
Umfang
92%
Schreibstil
94%
Thema
91%
Lesbarkeit
89%
Buchcover
65%
Illustrationen
The Daily Feminist ist kein Manifest, aber eines dieser Bücher, bei denen man nach dem Lesen nicht mehr gleich denkt wie davor.


90%

Wenn Gleichberechtigung Alltag wird

Evelyn Höllrigl Tschaikner legt mit The Daily Feminist ein inspirierendes Buch vor, das zeigt, wie Machtverhältnisse sich nicht nur in großen Demonstrationen oder Paragrafen verbergen, sondern in jedem Gespräch, jedem Blick, jedem kleinen Verhalten. Schon der Titel kündet an, dass es kein abstraktes Theoriegebäude wird, sondern ein Alltagshandbuch für Menschen, die nicht warten wollen, bis sich Umstände ändern, sondern selbst mit kleinen, konkreten Schritten Gleichberechtigung gestalten möchten.

Das Buch ist im September 2025 erschienen, hat 272 Seiten und ist durchgehend zweifarbig gestaltet. Diese Ausstattung vermittelt gleich zu Beginn, dass hier nicht trockene Theorie, sondern lebendige Praxis erwartet wird. Höllrigl Tschaikner, Journalistin und Verfechterin eines feministisch reflektierten Alltags, bringt ihre Erfahrungen und Beobachtungen ein – aus Sozialen Medien, aus Gesprächen, aus dem täglichen Leben mit Kindern und Partnern, Freunden und Fremden. Man spürt beim Lesen, dass sie nicht von oben herab spricht, sondern mitfühlend mitdenkt.

Struktur, Inhalt und Zielgerichtetheit

Im Kern besteht das Buch aus 199 Handlungstipps. Diese Tipps sind nicht große Gesten, sondern kleine Impulse – wie man Sprache anpasst, wie man Machtverhältnisse sieht, wie man in Begegnungen reagiert. Es sind Vorschläge, die man sofort umsetzen kann, ohne dass man dafür erst Spezialwissen braucht. Das macht das Buch stark: Wer nicht weiß, wie anfangen, der kann hier anfangen, heute.

Die Tipps decken viele Bereiche ab: im Familien- und Partnerschaftsleben, im Umgang mit Freund:innen, im Beruf, in öffentlichen Räumen, in sozialen Medien, Kultur und Konsum. Etwa wie man mit Mikroaggressionen umgeht, wie man ungerecht empfangene Aufgaben verteilt, wie man sprachliche Gleichberechtigung leben kann, wie man subtile Rollenerwartungen hinterfragt. Diese Breite zeigt, dass Höllrigl Tschaikner weiß, wie sehr Gleichberechtigung in viele Lebensbereiche eingesickert ist – und dass dort Veränderung möglich ist.

Ein besonderes Plus ist, dass die Tipps auch reflexive Fragen beinhalten – nicht jede Handlungsempfehlung wird blind vorgegeben, sondern es wird eingeladen zu hinterfragen: „Warum reagiere ich so?“, „Welche Macht habe ich?“, „Wo habe ich vielleicht unbewusst privilegiert?“ Diese Mischung aus Handlung und Reflexion macht das Buch nicht zu einem weiteren Ratgeber, sondern zu einer Einladung, jeden Tag neu zu prüfen, was man tun kann.

Stärken – Was dieses Buch besonders macht

Was bei The Daily Feminist besonders fesselt, ist die Kombination aus Optimismus und Realismus. Es ist nicht naiv: Höllrigl Tschaikner erkennt, dass es Mauern gibt, dass es Frustration gibt, und dass nicht jeder Tipp in jeder Situation funktioniert. Aber sie bietet Werkzeuge, wie man sich in diesen Situationen behelfen kann – oft mit Humor, manchmal mit Nachdruck, aber immer mit dem Bewusstsein, dass Gleichberechtigung kein einmaliges Ziel ist, sondern Prozess.

Auch die Zugänglichkeit überzeugt. Die Sprache ist klar, nicht belehrend, oft erzählerisch – mit Beispielen, die man sich vorstellen kann oder die man selbst schon erlebt hat. Es gibt keine akademischen Sperren, keine Fremdwörterketten, die einen abschrecken. Die Gestaltung (zweifarbig, Hardcover, übersichtlich) unterstützt, dass man gern blättert, gern liest, gern nachschlägt, wenn man wieder eine Alltagssituation hat, in der ein Tipp passt.

Ein weiterer guter Punkt: Die Autorin macht sichtbar, dass mikrofeministische Handlung nicht nur Last ist, sondern Kraftquelle. So empfindet man beim Lesen nicht nur Schuld oder Druck, sondern Impulse und oft auch Freude – darüber, wie kleine Veränderungen Wirkung haben können, wie Gesprächsverläufe anders werden, wie man sieht, dass Menschen reagieren, dass Aufmerksamkeit etwas bewirkt.

Schwächen und Grenzen

Trotz all seiner Pluspunkte hat auch dieses Buch Bereiche, in denen es nicht alles leisten kann. Erstens: Manche Tipps sind so situationsspezifisch, dass man sie in manchen Lebensverhältnissen kaum anwenden kann – etwa in sehr hierarchischen Arbeitsverhältnissen, in Kulturkreisen, in denen Gleichberechtigung anders gelebt wird, oder in persönlichen Beziehungen mit besonders engen Machtverhältnissen. Dort braucht man oft mehr Begleitung, mehr Mut oder Rückhalt, den das Buch nicht geben kann.

Zweitens: Weil es viele Tipps gibt und sie so vielfältig sind, wirken manche aneinandergereiht – mit ähnlicher Machart, ähnlichem Anspruch. Manchmal verliert man ein wenig den Fokus, wenn man sich durchlegt – nach 100 Tipps fühlt man sich gestärkt, aber auch etwas müde und wünscht sich vielleicht Vertiefung statt Variation. Ein Kapitel, in dem mehrere Tipps miteinander verknüpft würden, mit komplexen Fällen oder Beispielen, könnte helfen, den Übergang vom Kleinen ins Größere sichtbarer zu machen.

Drittens: Reflexion über strukturelle Macht wird oft gestreift, aber nicht durchgängig tief verfolgt. Wer sich schon gut auskennt mit Gender Studies, feministischer Theorie oder Institutionenkritik, wird manchmal das Gefühl haben, dass das Buch auf vielen Ebenen Impulse gibt, aber nicht immer methodisch tief genug ist, wenn es um langfristige Veränderungen oder politische Rahmenbedingungen geht.

Illustratives Material und Gestaltung

Die Ausstattung des Buchs ist hochwertig. Hardcover, zweifarbiger Druck, gut lesbare Schrift. Durch die konsequente Gestaltung wirkt das Buch nicht wie ein schnelles Self-Help-Werk, sondern wie ein ernstgemeinter Beitrag zur gesellschaftlichen Praxis. Der Inhalt ist so strukturiert, dass man Tipps schnell findet, wenn man sie braucht. Bilder oder Illustrationen im engeren Sinne sind nicht stark ausgeprägt – mehr grafische Gestaltung, Farbflächen, klare Layouts, Zwischenüberschriften, Hervorhebungen – all das unterstützt Leseerlebnis und Orientierung.

Fazit – Ein Impulsgeber für jeden Tag

The Daily Feminist ist kein Manifest, aber eines dieser Bücher, bei denen man nach dem Lesen nicht mehr gleich denkt wie davor. Es fordert, ohne zu überfordern, es bietet, ohne zu predigen. Wer Gleichberechtigung nicht als abstrakte Forderung sondern als Alltag leben will, findet hier viele Ideen – 199 konkret, manchmal provokant, manchmal sanft, meistens durchführbar. Es ist Ratgeber, Freund und Weckruf zugleich.

Ich glaube, man legt dieses Buch nicht weg, ohne an mindestens einen Tipp zu denken: „Das könnte ich heute anders machen.“ Vielleicht in der Sprache, beim Verhalten, beim Zuhören. Und darin liegt seine Kraft.

Mediennerd
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