Das Leben ist kein Bauernhof (Knaur Verlag)
August 2025
Zwischen Kuhstall und schwarzem Humor
Manchmal ist das Leben härter als ein Betonboden im Kuhstall, aber genau das macht den Charme von Petutschnig Hons’ Buch „Das Leben ist kein Bauernhof“ aus. Wer erwartet, idyllische Dorfgeschichten voller ländlicher Romantik zu lesen, wird hier eines Besseren belehrt. Statt friedlicher Morgenröte und sanft grasender Kühe gibt es Schlamm, Eigenheiten der Dorfgemeinschaft und die täglichen Kämpfe eines Landwirts, der sich inmitten von Tieren, Maschinen und menschlichen Launen behaupten muss. Petutschnig Hons öffnet seine Tür und gewährt den Leserinnen und Lesern einen ungeschminkten Blick auf das echte Leben auf einem Bauernhof – und das alles durch die Brille eines Mannes, der weiß, wie man mit schwarzem Humor selbst die größten Katastrophen erträglicher macht.
Schon der Einstieg ins Buch ist ein kleiner Schock für all jene, die das Landleben romantisieren: Ein veganer Nachwuchs aus der Nachbarschaft zieht quasi ungebeten ein und stellt die Welt des Petutschnig Hons auf den Kopf. Die Begegnung zwischen dem gestandenen Bauern und dem jungen, idealistischen Städter ist eine wunderbare Quelle für komische Situationen. Vom ersten Versuch, den Neuling mit Stallarbeit vertraut zu machen, bis zu den unzähligen Missverständnissen beim Umgang mit den Tieren – jeder Moment ist mit viel Situationskomik und einem feinen Gespür für die menschlichen Eigenheiten erzählt. Man kann förmlich spüren, wie der Autor selbst vor Lachen den Kopf schüttelt, während er diese Szenen beschreibt.
Ein Landwirt, der seine Welt erklärt
Doch das Buch ist weit mehr als eine Sammlung von Witzen und kleinen Geschichten. Petutschnig Hons schafft es, dem Leser das tägliche Leben eines Landwirts zu vermitteln: die harte körperliche Arbeit, die Verantwortung für Tiere und Ernte, die ständigen Herausforderungen, die Wetter, Maschinen und unerwartete Ereignisse mit sich bringen. Gleichzeitig wird gezeigt, wie eng das Leben auf dem Land mit der Dorfgemeinschaft verwoben ist – ein Geflecht aus gegenseitiger Hilfe, Klatsch, Nachbarschaftsstreitigkeiten und liebenswerten Eigenheiten. Der Humor des Autors wirkt hier wie ein Puffer: Er macht die teils anstrengenden Situationen erträglich, ohne sie zu verharmlosen, und lässt den Leser die Realität hinter der Fassade erkennen.
Besonders bemerkenswert ist, wie Hons die kleinen absurden Momente des Alltags einfängt. Eine Kuh, die den frisch gemähten Rasen zertritt, ein Traktor, der mitten im Dorf den Geist aufgibt, oder die endlosen Diskussionen über die besten landwirtschaftlichen Praktiken – all das wird mit einem Augenzwinkern und einer spürbaren Liebe zu seinen Figuren erzählt. Dabei gelingt es ihm, sowohl die Tiere als auch die Menschen lebendig werden zu lassen. Jeder Charakter, sei es ein störrischer Hofhund, ein neugieriges Kind oder ein grantiger Nachbar, bekommt seine eigene Stimme und sorgt für lebendige, unvergessliche Szenen.
Der Humor als roter Faden
Was das Buch so besonders macht, ist der konsequente Einsatz von schwarzem Humor. Er zieht sich wie ein unsichtbarer Faden durch alle Geschichten und sorgt dafür, dass auch die weniger glanzvollen Seiten des Landlebens unterhaltsam wirken. Dabei ist der Humor niemals platt, sondern spitzfindig, manchmal sarkastisch und immer nah am Alltag der Figuren. Man lacht über die Missgeschicke, man schmunzelt über die Eigenarten der Dorfbewohner und gleichzeitig erkennt man, dass hinter jeder Pointe eine Wahrheit über das harte Leben auf dem Land steckt. Der Autor vermittelt, dass Humor nicht nur Unterhaltung ist, sondern ein Überlebensmechanismus, der hilft, Widrigkeiten zu meistern.
Authentizität und Nähe
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Authentizität des Erzählers. Petutschnig Hons ist kein Fremder, der versucht, ein Bild des Landlebens zu zeichnen; er lebt es, er atmet es, und das merkt man auf jeder Seite. Diese Echtheit verleiht dem Buch eine besondere Wärme. Man spürt, dass die Geschichten aus dem echten Leben gegriffen sind, auch wenn sie humoristisch überhöht werden. Die Liebe zum Detail, sei es bei der Beschreibung von Stallgeräuschen, dem Geruch von frisch gemähtem Heu oder den Gerätschaften, die auf dem Hof zum Einsatz kommen, macht die Lektüre besonders immersiv.
Gleichzeitig gelingt es dem Autor, universelle Themen wie Arbeitsethik, Gemeinschaft, Anpassung an Veränderungen und persönliche Konflikte einzuflechten. Auch Leser, die selbst keine Erfahrung mit Landwirtschaft haben, werden in diese Welt hineingezogen und können die Situationen nachvollziehen. Der Humor macht sie zugänglich, die Authentizität sorgt dafür, dass sie glaubhaft bleiben.
Fazit – Ein ungeschminktes Porträt des Landlebens
„Das Leben ist kein Bauernhof“ ist ein Buch, das sowohl unterhält als auch einen tiefen Einblick in das Leben auf dem Land gewährt. Petutschnig Hons gelingt es, die Härte und Absurdität des Alltags auf einem Bauernhof mit schwarzem Humor, Menschlichkeit und einem liebevollen Blick für Details zu verbinden. Man lacht, man schmunzelt, und zwischendurch erkennt man die Realität hinter jeder Pointe. Das Buch ist eine Hommage an das Landleben, an seine Herausforderungen, seine Eigenheiten und vor allem an die Menschen, die es mit Humor und Herz bestehen. Es ist eine Lektüre, die man nicht nur einmal liest, sondern die man immer wieder aufschlagen möchte, um neue Nuancen und kleine Details zu entdecken, die man beim ersten Mal vielleicht übersehen hat.