Das große Faszienbuch in Theorie und Praxis (Meyer & Meyer)
Juni 2024
Das große Faszienbuch in Theorie und Praxis
Als ich „Das große Faszienbuch in Theorie und Praxis“ von Gunda Slomka in die Hand genommen habe, war ich zunächst von der Größe und dem Umfang beeindruckt. Mit über 500 Seiten ist das Buch ein echtes Schwergewicht im Bereich der Faszienliteratur. Doch der Umfang allein wäre wenig wert, wenn der Inhalt nicht ebenso tiefgehend und fundiert wäre. Genau das ist hier der Fall. Es ist kein oberflächliches Nachschlagewerk, sondern eine ausführliche und fundierte Abhandlung, die Theorie und Praxis auf sehr hohem Niveau vereint. Dieses Buch richtet sich sowohl an Fachleute wie Physiotherapeuten, Trainer und Sportler, aber auch an interessierte Laien, die ein fundiertes Verständnis der Faszien anstreben.
Inhalt und Aufbau
Das Buch gliedert sich in zwei große Bereiche: den theoretischen und den praktischen Teil. Die Autorin startet mit einer ausführlichen Einführung in die Anatomie und Physiologie der Faszien. Dabei beschreibt sie die unterschiedlichen Faszienarten, ihre Struktur und ihre Rolle im menschlichen Körper sehr detailliert. Dabei gelingt es ihr, komplexe wissenschaftliche Zusammenhänge so darzustellen, dass sie gut nachvollziehbar bleiben – ohne den Leser zu überfordern.
Ein großer Schwerpunkt liegt auf der Funktion der Faszien als ein dynamisches Netzwerk, das nicht nur die Muskeln umhüllt, sondern auch eine wichtige Rolle bei der Kraftübertragung und bei der Bewegungskoordination spielt. Besonders spannend fand ich die Ausführungen zur sogenannten „Tensegrity“, also dem Prinzip der Spannungsintegrität, das die Faszien als biomechanisches System beschreibt. Dieser Begriff wird oft erwähnt, aber selten so verständlich erklärt wie hier.
Im zweiten, praktischen Teil des Buches vermittelt Gunda Slomka eine Vielzahl an Übungen und Trainingsprogrammen. Diese sind systematisch aufgebaut und reichen von sanften Mobilisationen über Faszienyoga bis hin zu anspruchsvolleren Kraft- und Dehnungsübungen. Jede Übung wird ausführlich beschrieben und durch Fotos illustriert, die die korrekte Ausführung anschaulich machen. Besonders gut gefallen hat mir, dass die Übungen nicht nur für Sportler gedacht sind, sondern auch auf Alltagssituationen abgestimmt sind – etwa Übungen zur Verbesserung der Beweglichkeit am Arbeitsplatz oder zur Schmerzlinderung bei Rückenschmerzen.
Die Praxisabschnitte sind logisch strukturiert und folgen einem klaren roten Faden. Das macht es leicht, die passenden Übungen für den eigenen Bedarf herauszufiltern. Auch Trainingspläne für verschiedene Leistungslevel und Zielgruppen sind enthalten, was die praktische Nutzbarkeit stark erhöht.
Schreibstil
Der Schreibstil von Gunda Slomka ist klar, direkt und sehr angenehm zu lesen. Fachbegriffe werden verständlich erklärt, sodass man sich auch als Leser ohne medizinische Ausbildung gut zurechtfindet. Gleichzeitig bleibt der Text fachlich fundiert, was ich als sehr wertvoll empfand. Die Autorin schafft es, wissenschaftliche Inhalte so aufzubereiten, dass sie ansprechend und motivierend wirken, ohne dabei an Seriosität einzubüßen.
Was mir besonders gefallen hat, ist der Tonfall: Er ist nahbar und freundlich, fast so, als würde man von einer erfahrenen Trainerin begleitet werden. Das macht das Lesen angenehm und motiviert dazu, die Inhalte auch praktisch umzusetzen.
Lesbarkeit und Struktur
Trotz der großen Informationsdichte liest sich das Buch überraschend flüssig. Das liegt an der guten Gliederung in übersichtliche Kapitel und Unterkapitel, die durch Zwischenüberschriften klar strukturiert sind. Die Zusammenfassungen am Ende vieler Kapitel helfen dabei, die wichtigsten Punkte noch einmal zu verinnerlichen.
Die vielen Praxis-Tipps und Trainingsanleitungen sind klar formuliert und mit Schritt-für-Schritt-Beschreibungen versehen, was besonders für Einsteiger sehr hilfreich ist. Auch für Menschen, die sich eher theoretisch mit dem Thema beschäftigen wollen, bietet das Buch genügend Tiefe und wissenschaftliche Details.
Die Kombination aus Text, Bildern und Übungen sorgt dafür, dass man nicht nur liest, sondern das Gelernte direkt anwenden kann. Das macht das Buch zu einem echten Arbeitsbuch.
Illustrationen und visuelle Aufbereitung
Ein weiterer Pluspunkt sind die zahlreichen Abbildungen und Fotos, die das Buch auflockern und den Inhalt unterstützen. Die Bilder sind hochwertig und zeigen die Übungen in verschiedenen Blickwinkeln. Anatomische Grafiken ergänzen die Textpassagen, sodass komplexe Zusammenhänge besser verständlich werden. Die Illustrationen sind gut platziert und hilfreich, um sich Bewegungsabläufe vorzustellen oder die Wirkung bestimmter Übungen zu verstehen.
Insgesamt sind die visuellen Elemente gut in das Gesamtbild integriert und erhöhen die Benutzerfreundlichkeit des Buches deutlich. Hier hat die Autorin und der Verlag offenbar großen Wert auf eine didaktisch sinnvolle Gestaltung gelegt.
Buchcover
Das Buchcover ist modern und ansprechend gestaltet. Es zeigt eine stilisierte Körpersilhouette, die Bewegung und Dynamik vermittelt – genau das, worum es in dem Buch geht. Die Farbwahl ist ruhig und professionell, ohne zu nüchtern zu wirken. Insgesamt macht das Cover einen sehr guten ersten Eindruck und spiegelt den Inhalt des Buches treffend wider.
Thema und Relevanz
Faszien sind eines der spannendsten Themen der modernen Bewegungswissenschaft und Therapie. In den letzten Jahren hat sich das Verständnis von Faszien grundlegend gewandelt: weg von starren Strukturen hin zu einem dynamischen Netzwerk, das entscheidend für unsere Gesundheit und Beweglichkeit ist.
„Das große Faszienbuch in Theorie und Praxis“ trifft genau den Nerv dieser Entwicklung. Es liefert nicht nur aktuelles Wissen, sondern auch konkrete Anleitungen, wie man Faszien trainieren und pflegen kann. Das Buch richtet sich an Menschen, die ihre Beweglichkeit verbessern wollen, Schmerzen reduzieren oder ihre sportliche Leistung steigern möchten. Auch im therapeutischen Bereich kann es eine wertvolle Ergänzung sein.
Mir hat gefallen, dass die Autorin nicht nur auf die körperlichen Aspekte eingeht, sondern auch neurobiologische und psychologische Faktoren berücksichtigt. Das zeigt, wie komplex und vielschichtig das Thema Faszien wirklich ist.
Über die Autorin
Gunda Slomka bringt eine beeindruckende Expertise mit: Sie ist Biologin, Sportwissenschaftlerin und ausgebildete Aerobic-Trainerin mit langjähriger Erfahrung. Darüber hinaus verfügt sie über therapeutische Qualifikationen und ist als Referentin und Ausbilderin im Bereich Faszien bekannt. Ihre fundierte Ausbildung und Praxiserfahrung merkt man dem Buch deutlich an – es ist nicht nur ein theoretisches Werk, sondern spiegelt jahrelange Arbeit und Praxisnähe wider.
Fazit
Ich kann „Das große Faszienbuch in Theorie und Praxis“ uneingeschränkt empfehlen. Es ist ein umfassendes, sehr gut recherchiertes und praxisorientiertes Werk, das sowohl Anfänger als auch Fachleute anspricht. Die Kombination aus fundierter Theorie und konkreter Praxis macht es zu einem Standardwerk für alle, die sich intensiv mit Faszien beschäftigen möchten.
Der Schreibstil ist klar und motivierend, die Illustrationen unterstützen das Verständnis, und der Umfang ist beeindruckend, ohne überfordernd zu sein. Wer seine Faszien besser verstehen und trainieren will, findet hier alles, was er braucht.
Dieses Buch sollte in keiner Sammlung fehlen, die sich mit Bewegung, Gesundheit und Körperarbeit beschäftigt.