StartBücher & ComicsBiografieAus dem Kriegstagebuch von Erna Maria Johansen: 1939-1945

Aus dem Kriegstagebuch von Erna Maria Johansen: 1939-1945

Aus dem Kriegstagebuch von Erna Maria Johansen

März 2024

Das „Kriegstagebuch“ von Erna Maria Johansen (1911-1986) enthält keine Siegesmeldungen, Heldentaten, Hass- oder Durchhalteparolen.
Angelina Sörgel (Herausgeber)
Genre: Biografien und Erinnerungen
70%
Umfang
85%
Schreibstil
90%
Thema
80%
Lesbarkeit
75%
Buchcover
60%
Illustrationen
Für mich war die Lektüre dieses Buches eine zutiefst bewegende Erfahrung.


77%

Aus dem Kriegstagebuch von Erna Maria Johansen

Das Buch „Aus dem Kriegstagebuch von Erna Maria Johansen: 1939–1945“ gewährt einen außergewöhnlich persönlichen Einblick in eine der dunkelsten Epochen der Geschichte. Dieses Tagebuch, veröffentlicht vom Donat Verlag & Antiquariat und herausgegeben von Angelina Sörgel, ist weit mehr als ein historisches Dokument. Es ist ein bewegendes Zeugnis über Mut, innere Stärke und die tägliche Auseinandersetzung mit den moralischen Herausforderungen des Lebens unter der Herrschaft des Nationalsozialismus.

Erna Maria Johansen, Reformpädagogin, Gegnerin des NS-Regimes und Mutter von vier Kindern, schildert in ihren Aufzeichnungen die Jahre zwischen 1939 und 1945. Sie beleuchtet dabei nicht nur die äußeren Umstände, sondern auch ihre innersten Gedanken und Gefühle. Diese Authentizität zieht den Leser in ihren Bann und macht das Buch zu einer wahren Perle für Geschichtsinteressierte.

Inhalt und Themen

Erna Maria Johansen beschreibt in ihrem Tagebuch eindringlich die Schwierigkeiten des Alltags während des Zweiten Weltkriegs. Dabei hebt sie sich von anderen zeitgenössischen Berichten deutlich ab, da ihre Schilderungen frei von propagandistischen Durchhalteparolen oder ideologischen Floskeln sind. Stattdessen liefert sie einen schonungslosen Blick auf das Leben einer Frau, die sich als Reformpädagogin und Pazifistin in einer von Krieg und Ideologie geprägten Gesellschaft behaupten musste.

Besonders eindrucksvoll sind ihre Schilderungen der Evakuierung aus Berlin und das anschließende Leben auf dem Land. Sie erzählt von den Ängsten um ihre Familie, den Schwierigkeiten, ihre Überzeugungen zu bewahren, und von den Versuchen, ihren Kindern Werte wie Demokratie und Humanität zu vermitteln – Werte, die in dieser Zeit in Gefahr waren, verloren zu gehen. Das Tagebuch ist ein Zeugnis ihrer persönlichen Stärke und ihres unerschütterlichen Glaubens an die Menschlichkeit.

Ein wiederkehrendes Thema in Johansens Aufzeichnungen ist der innere Konflikt zwischen Anpassung und Widerstand. Trotz der ständigen Bedrohung durch das Regime bleibt sie ihren Prinzipien treu. Diese moralische Standhaftigkeit ist es, die das Tagebuch so inspirierend macht. Es zeigt, dass auch in schwierigen Zeiten der Mut, für das Richtige einzustehen, überleben kann.

Stil und Sprache

Der Schreibstil von Erna Maria Johansen zeichnet sich durch Klarheit und Direktheit aus. Ihre Sprache ist weder von Pathos durchzogen noch durch eine übermäßige Emotionalität geprägt. Stattdessen bringt sie ihre Gedanken und Erlebnisse in einer Art und Weise zu Papier, die dem Leser eine direkte Verbindung zu ihrer Welt ermöglicht. Es ist diese Unmittelbarkeit, die das Tagebuch so kraftvoll macht.

Besonders bemerkenswert ist die Fähigkeit der Autorin, alltägliche Begebenheiten mit den großen politischen und gesellschaftlichen Ereignissen zu verknüpfen. So gelingt es ihr, die Auswirkungen des Krieges und der NS-Diktatur auf das persönliche Leben greifbar zu machen. Ihr Stil ist literarisch und doch zugänglich, was das Buch nicht nur für Historiker, sondern auch für ein breiteres Publikum lesenswert macht.

Über die Herausgeberin

Angelina Sörgel, die Herausgeberin des Tagebuchs, ist die Tochter von Erna Maria Johansen. Sie wurde 1948 in Berlin geboren und widmete ihr Leben der Wissenschaft und dem gesellschaftlichen Engagement. Nach einem Studium der Volkswirtschaftslehre promovierte sie unter namhaften Professoren wie Jörg Huffschmid und Rudolf Hickel. Ihre Karriere als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Bremen war geprägt von einer tiefen Auseinandersetzung mit sozialen und politischen Themen.

Sörgel hat es sich zur Aufgabe gemacht, das Vermächtnis ihrer Mutter zu bewahren und mit der Veröffentlichung des Tagebuchs deren Lebenswerk einem breiteren Publikum zugänglich zu machen. Ihre sorgfältige Herausgabe des Buches zeigt nicht nur ihre Nähe zum Text, sondern auch ihre Wertschätzung für die universellen Werte, die ihre Mutter vertrat.

Gestaltung und Aufmachung

Das Buch ist mit 72 Seiten vergleichsweise kurz, was dem Tagebuchformat jedoch angemessen erscheint. Es ist mit 43 Abbildungen angereichert, die die Atmosphäre der Einträge unterstreichen. Diese Illustrationen reichen von persönlichen Fotografien bis hin zu zeitgenössischen Dokumenten, die den Leser visuell in die Zeit von 1939 bis 1945 zurückversetzen.

Das Hardcover ist hochwertig gestaltet, und das Buchcover wirkt schlicht, aber dennoch ansprechend. Es nimmt die Ernsthaftigkeit des Themas auf, ohne reißerisch zu wirken. Der Verlag hat hier ein Buch geschaffen, das nicht nur inhaltlich, sondern auch optisch überzeugt.

Meine persönliche Bewertung

Für mich war die Lektüre dieses Buches eine zutiefst bewegende Erfahrung. Erna Maria Johansens Aufzeichnungen haben mich nicht nur dazu gebracht, über die Grausamkeiten des Krieges nachzudenken, sondern auch über die Kraft des Einzelnen, moralisch standhaft zu bleiben. Es ist ein Buch, das zum Nachdenken anregt und noch lange nach der Lektüre nachhallt.

Die Tagebucheinträge sind wie Fenster in eine andere Zeit, und doch wirken sie überraschend aktuell, insbesondere in ihrer Auseinandersetzung mit den Themen Widerstand, Mut und Menschlichkeit. Ich würde dieses Buch jedem empfehlen, der sich für Geschichte, persönliche Schicksale oder moralische Fragen interessiert.

Fazit

„Aus dem Kriegstagebuch von Erna Maria Johansen: 1939–1945“ ist ein unverzichtbares Werk für all jene, die den Zweiten Weltkrieg aus einer persönlichen Perspektive verstehen möchten. Es ist mehr als nur ein Tagebuch – es ist ein Mahnmal, das uns daran erinnert, dass auch in den dunkelsten Zeiten Menschlichkeit und Widerstand möglich sind.

Mediennerd
Mediennerd
Medienproduzent/Blogger, Katzenliebhaber und 1. FC Köln Fan im hohen Norden. Mit meiner Berufs- und Lebenserfahrung teste und vermarkte ich seit 2009 Produkte aller Art. Sie erhalten immer ein ehrliches Feedback.
DIESES KÖNNTE DIR AUCH GEFALLEN

AKTUELLE GEWINNSPIELE