Deutsche Dinge (Droemer)
Oktober 2024
Deutsche Dinge: Eine Geschichte in 75 Objekten
Mit „Deutsche Dinge: Eine Geschichte in 75 Objekten“ ist Andreas Matlé ein einzigartiges Werk gelungen, das die Geschichte der Bundesrepublik Deutschland auf spannende und ungewöhnliche Weise erzählt. Statt sich auf große politische Ereignisse oder berühmte Persönlichkeiten zu konzentrieren, rückt Matlé Alltagsobjekte in den Mittelpunkt, die stellvertretend für die Entwicklungen und Veränderungen im Land stehen. Jedes Kapitel des Buches ist einem Jahr seit 1949 gewidmet, und jedes Jahr wird durch ein bestimmtes Objekt symbolisiert. Dies macht das Buch nicht nur informativ, sondern auch besonders zugänglich, da es die großen gesellschaftlichen Veränderungen über Dinge erzählt, die uns allen vertraut sind oder waren.
Die Auswahl der Objekte: Symbole des Zeitgeists
Jedes der ausgewählten Objekte verkörpert die kulturellen und sozialen Strömungen seiner Zeit. Matlé versteht es hervorragend, die Bedeutung von Alltagsgegenständen in den Kontext der jeweiligen Epoche zu stellen und ihre symbolische Kraft zu entfalten. Ein Beispiel ist die Prilblume, die in den 1970er Jahren deutsche Küchen schmückte und ein Symbol für den aufkommenden Individualismus und die Lust auf Farbenfreude war. Auch das Tamagotchi, das in den 1990ern zum Massenphänomen wurde, findet seinen Platz im Buch und wird als Sinnbild für die zunehmende Digitalisierung und die neue Faszination mit virtuellen Welten interpretiert. Der Autor schafft es, scheinbar banalen Objekten eine Tiefe und Bedeutung zu verleihen, die oft erst im Rückblick verständlich wird.
Der Autor: Andreas Matlé und seine Verbindung zur Kulturgeschichte
Andreas Matlé, geboren 1960 in Frankfurt am Main, hat sich bereits mit verschiedenen Veröffentlichungen einen Namen gemacht, darunter auch Werke wie „Sonay A. – Hier will ich leben“ und „Bock!“. Seine beruflichen Stationen als Betreiber einer Diskothek, Journalist und Kulturorganisator haben ihm einen breiten Blick auf gesellschaftliche Entwicklungen und den kulturellen Wandel ermöglicht. Diese Erfahrungen fließen direkt in sein Buch ein und machen es zu einem lebendigen Zeugnis der deutschen Alltagskultur. Matlé arbeitet heute in der Öffentlichkeitsarbeit und organisiert kulturelle Veranstaltungen – Tätigkeiten, die seine Leidenschaft für die Darstellung gesellschaftlicher Entwicklungen bezeugen und sein Schreiben prägen. In „Deutsche Dinge“ beweist er ein besonderes Talent dafür, komplexe Zusammenhänge auf eine leicht zugängliche und unterhaltsame Weise zu vermitteln.
Ein Jahr – ein Objekt: Die Struktur als Zeitreise
Matlés Entscheidung, jedes Kapitel auf ein Jahr und ein Objekt zu beschränken, macht das Buch besonders lesefreundlich und ermöglicht eine Chronologie der deutschen Nachkriegsgeschichte, die auf subtile Weise aufgebaut wird. So können Leserinnen und Leser die Entwicklung Deutschlands von den Anfängen der Bundesrepublik bis in die Gegenwart nachvollziehen, ohne sich in komplexen historischen Erklärungen zu verlieren. Ein Transistorradio aus den 1950ern, die Kaffeefilter der 1960er oder die Jägermeisterflasche der 1980er – all diese Objekte lassen uns in die jeweilige Zeit eintauchen und spiegeln den damaligen Zeitgeist wider.
Die visuelle Gestaltung: Ein Fest für die Sinne
Ein großes Plus dieses Buches ist die aufwendige visuelle Gestaltung. Die hochwertigen Bilder der 75 Objekte lassen die Vergangenheit lebendig werden und tragen dazu bei, dass die Leserinnen und Leser die besprochenen Gegenstände direkt vor Augen haben. Besonders gelungen ist die Mischung aus Text und Bild, die das Buch fast schon wie einen Katalog oder ein Bilderbuch erscheinen lässt. Diese Gestaltung macht es leicht, sich in die verschiedenen Epochen hineinzufühlen und die Bedeutung der Objekte auch auf einer visuellen Ebene zu erfassen. Durch die farbige Gestaltung ist das Buch nicht nur informativ, sondern auch ein optisches Erlebnis.
Für wen ist das Buch geeignet?
„Deutsche Dinge“ ist ein Buch für eine breite Zielgruppe. Geschichtsinteressierte kommen hier ebenso auf ihre Kosten wie Leserinnen und Leser, die Freude an Alltagsgeschichten und kleinen Anekdoten haben. Durch die Auswahl der Objekte spricht das Buch insbesondere auch Nostalgiker an, die bestimmte Dinge wiedererkennen und mit eigenen Erinnerungen verknüpfen können. Aber auch für jüngere Menschen, die die verschiedenen Epochen nur aus Erzählungen kennen, bietet das Buch eine Möglichkeit, die Geschichte Deutschlands auf eine unterhaltsame und ungewöhnliche Weise zu entdecken. Als Geschenk eignet es sich ideal für Menschen, die eine persönliche und besondere Verbindung zur deutschen Kulturgeschichte haben.
Fazit: Ein wertvolles Werk voller Geschichten
Andreas Matlé hat mit „Deutsche Dinge: Eine Geschichte in 75 Objekten“ ein Buch geschaffen, das auf eindrucksvolle Weise zeigt, wie viel Geschichte in Alltagsgegenständen steckt. Es ist ein Buch, das zum Nachdenken anregt und gleichzeitig unterhält, das komplexe Zusammenhänge einfach vermittelt und zugleich tiefgründig bleibt. Mit viel Feingefühl und einem scharfen Blick für Details gelingt es Matlé, die Geschichte Deutschlands lebendig und greifbar zu machen. Die Mischung aus fundierter Recherche, anschaulichen Beschreibungen und ansprechenden Bildern macht dieses Buch zu einem gelungenen Werk, das man gerne immer wieder zur Hand nimmt. Es ist mehr als nur eine Sammlung von Dingen – es ist eine Einladung, die deutsche Geschichte aus einer neuen Perspektive zu betrachten und zu erleben.