Gorinsee (hendrik Bäßler verlag)
September 2024
Gorinsee: Geschichte und Geschichten einer Siedlung im Barnim
Das Buch Gorinsee: Geschichte und Geschichten einer Siedlung im Barnim von Cornelia Bera hat mich von Anfang an fasziniert. Es ist mehr als nur eine historische Abhandlung über eine kleine Siedlung in Brandenburg. Es ist eine liebevolle Sammlung von Geschichten und Erinnerungen, die das Leben der Menschen rund um den Gorinsee über Jahrzehnte hinweg lebendig machen. Die Autorin, die seit 1987 selbst in der Siedlung Gorinsee lebt, hat mit viel Hingabe die Geschichten ihrer Nachbarn gesammelt und uns so einen tiefen Einblick in die Vergangenheit und die kulturellen Wurzeln dieser Region ermöglicht.
Eine Reise in die Vergangenheit der Siedlung Gorinsee
Das Buch führt uns nicht nur durch die großen Ereignisse der Geschichte, sondern auch durch die kleinen, oft übersehenen Anekdoten des Alltagslebens in der Siedlung. Besonders spannend finde ich die Geschichten über den Gorinsee selbst, der nicht nur ein beliebter Badesee ist, sondern auch eine zentrale Rolle im Gemeinschaftsleben der Siedlung spielt. Hier wurde nicht nur gebadet, sondern auch gefeiert, und so mancher Sommertag endete im Freilichtkino oder auf dem Zeltplatz.
Die Gaststätten, wie das berühmte „Sporthaus am Gorinsee“, der alte Konsum, die Försterei und das ehemalige Ferienheim – all diese Orte werden im Buch liebevoll beschrieben und mit persönlichen Geschichten angereichert. Besonders berührend sind die Erzählungen der älteren Bewohner, die von den Veränderungen berichten, die der Ort im Laufe der Zeit durchlebt hat. Der Wandel der Zeit wird durch die Geschichten von Neubauern, Künstlern und den Veränderungen in der lokalen Infrastruktur eindrucksvoll vermittelt.
Cornelia Bera: Eine Chronistin des Alltags
Cornelia Bera ist eine Autorin, die sich mit ihrer Umgebung tief verbunden fühlt. Seit vielen Jahren schreibt sie nicht nur Bücher über ihre Heimat, sondern ist auch als Erzählerin und Dichterin aktiv. In Brandenburg und Berlin ist sie für ihre „Märchen aus der Truhe“ bekannt, bei denen sie ihre Zuhörer mit poetischen Lesungen und Rätselgeschichten verzaubert. Diese Nähe zur Region merkt man auch in Gorinsee. Bera ist nicht einfach nur eine Chronistin der Ereignisse, sie ist Teil der Gemeinschaft, und ihre Verbundenheit mit den Menschen und der Landschaft spiegelt sich in jeder Zeile wider.
Authentische Erzählungen und bildhafte Erinnerungen
Besonders beeindruckend finde ich die Authentizität, die Cornelia Bera in ihren Geschichten zum Ausdruck bringt. Sie hat über Jahre hinweg ihre Nachbarn interviewt und deren Geschichten gesammelt. So entsteht ein Mosaik von Erinnerungen, das nicht nur die historischen Fakten, sondern vor allem das alltägliche Leben in der Siedlung abbildet. Man spürt, dass hier echte Menschen ihre Lebensgeschichten teilen – sei es der Fischer, der seit Jahrzehnten am See lebt, oder die Familien, die das Sommerferienheim besucht haben.
Die vielen historischen und aktuellen Fotografien im Buch runden das Leseerlebnis ab. Sie zeigen die Siedlung in verschiedenen Zeiten und unterstreichen die Veränderungen, die Gorinsee im Laufe der Jahrzehnte durchgemacht hat.
Ein Blick auf die Veränderungen der Region
Neben den persönlichen Geschichten ist das Buch auch eine interessante Quelle für die, die sich für die Entwicklung der Region interessieren. Der Wandel von einer bäuerlichen Ansiedlung zu einem beliebten Ausflugsziel für Berliner wird eindrucksvoll dargestellt. Cornelia Bera schafft es, diese Veränderungen greifbar zu machen, ohne den nostalgischen Charme der Siedlung zu verlieren.
Die Erzählungen sind locker und zugänglich geschrieben, was das Buch auch für Leser interessant macht, die nicht unbedingt Experten für die Geschichte Brandenburgs sind. Das macht Gorinsee zu einem Buch, das man nicht nur liest, sondern regelrecht erlebt.
Fazit
Gorinsee: Geschichte und Geschichten einer Siedlung im Barnim ist ein wunderbares Buch für alle, die sich für die lokale Geschichte Brandenburgs interessieren, aber auch für jene, die einfach gerne in liebevoll erzählten Geschichten aus vergangenen Zeiten schwelgen. Cornelia Bera hat es geschafft, mit viel Herzblut und Authentizität ein Werk zu schaffen, das die Geschichte einer kleinen Siedlung lebendig hält. Die vielen persönlichen Anekdoten und historischen Informationen machen das Buch zu einem wertvollen Schatz – nicht nur für die Bewohner der Siedlung, sondern für alle, die an der Region und ihrer Vergangenheit interessiert sind.
Für mich ist es ein Buch, das ich gerne immer wieder zur Hand nehme. Die vielen Geschichten machen neugierig, und man bekommt das Gefühl, beim Lesen selbst Teil dieser besonderen Gemeinschaft zu sein. Cornelia Bera hat mit diesem Werk eine wahre Liebeserklärung an Gorinsee verfasst.