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Schlägereien in Parlamenten

Schlägereien in Parlamenten ist ein Buch aus dem Katapult Verlag und erschien am 26. Juli 2024. 

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Schlägereien in Parlamenten

Wie gewinnt man eine Parlamentsdebatte? Ein südkoreanischer Politiker beantwortete die Frage, indem er seinen politischen Gegner im Parlament mit einer sauber ausgeführten Judowurftechnik auf den Rücken schleuderte. Die Szene wurde gefilmt. Das Video gilt im Netz heute als Lehrstück für einen gut ausgeführten Tomoe Nage. Sportlich gesehen ist die Lage klar: Sieg durch Ippon – aber wie ist das politisch zu werten? Ist Gewalt in Parlamenten normal? In einigen Ländern ist sie sogar zur Regel geworden. Ukrainische Politiker bevorzugen den Faustkampf. Inder werfen mit Mikrofonhaltern aus Metall und in Jordanien bringt ein Abgeordneter gleich seine Kalaschnikow mit ins Parlament. Aus der Mode gekommen sind Ohrfeigen, Spucken und Würgen. Das kam zwar bereits in südamerikanischen Ländern und der Ukraine vor, aber die meisten kleinen und spontanen Angriffe beschränken sich auf Wasserspritzen oder Papierwerfen. Warum gibt es in manchen Parlamenten Gewalt und in manchen nicht? Warum passiert es häufiger in jungen Demokratien und warum spielt die Kulturregion überhaupt keine Rolle?

„Schlägereien in Parlamenten“ aus dem Katapult Verlag ist ein fesselndes Buch, das die Dynamik der Gewalt in politischen Institutionen weltweit beleuchtet. Ich habe es mit großem Interesse gelesen, denn es vereint auf brillante Weise fundierte Analysen mit lebhaften Beispielen aus verschiedenen Parlamenten der Welt. Der Autor, Benjamin Fredrich, der Politikwissenschaft, Geschichte und Europäisches Recht studiert hat und Gründer sowie Chefredakteur von KATAPULT ist, bringt seine umfassende Expertise und sein scharfes Auge für politische Kuriositäten in dieses Werk ein​​​​. Schon der Einstieg des Buches ist mitreißend: Fredrich beschreibt, wie ein südkoreanischer Politiker seinen Gegner im Parlament mit einem Judowurf auf den Boden schleudert. Solche Szenen, die man eher in einem Kampfsport-Wettbewerb erwarten würde, veranschaulichen die extreme Bandbreite an Ausdrucksformen von Konflikten in politischen Arenen​​.

Fredrich widmet sich in diesem Buch nicht nur der Frage, warum es in einigen Parlamenten immer wieder zu gewaltsamen Auseinandersetzungen kommt, sondern auch den gesellschaftlichen und politischen Hintergründen dieser Phänomene. Besonders in jungen Demokratien ist die Wahrscheinlichkeit solcher Vorfälle höher. Dies erklärt Fredrich mit der Instabilität und den noch nicht vollständig etablierten demokratischen Prozessen in diesen Ländern​​. Eine der spannendsten Thesen im Buch ist, dass in jungen Demokratien die Regeln und Normen noch nicht fest genug verankert sind, was dazu führt, dass Gewalt als Mittel der Auseinandersetzung häufiger akzeptiert wird. Fredrich stützt seine Argumentation auf umfangreiche Datensätze und Studien, die die Häufigkeit und Umstände von Gewalt in Parlamenten weltweit analysieren. So zeigt sich beispielsweise, dass in Ländern wie Indien, Italien, Mexiko, Südkorea, Taiwan, der Türkei und der Ukraine, wo mehr als 60 % der dokumentierten Vorfälle auftreten, Gewalt fast zur politischen Kultur gehört​​.

Ein weiterer wichtiger Aspekt, den Fredrich anspricht, ist die Machtverteilung innerhalb der Parlamente. In Situationen, in denen die Opposition durch eine starke Mehrheitsregierung kaum Einfluss hat, greifen Politiker eher zu extremen Mitteln, um sich Gehör zu verschaffen. Interessanterweise zeigt die von Fredrich zitierte Studie, dass das Risiko von Gewalt in Parlamenten sogar höher ist, wenn die Regierung keine absolute Mehrheit hat, da sich die Machtverhältnisse ständig verschieben und die Unsicherheit wächst​​. Fredrich verknüpft geschickt politische Theorie mit realen Ereignissen und bietet so einen umfassenden Überblick über die verschiedenen Faktoren, die zu parlamentarischen Auseinandersetzungen führen können. Besonders interessant fand ich die Beobachtung, dass kulturelle Unterschiede dabei kaum eine Rolle spielen, was die universelle Natur dieser Phänomene unterstreicht​​.

Das Buch ist mehr als nur eine Sammlung von kuriosen Anekdoten. Es hält der Gesellschaft einen Spiegel vor und regt dazu an, über die grundlegenden Prinzipien der Demokratie nachzudenken. Die Gewalt in Parlamenten, so argumentiert Fredrich, spiegelt oft tiefere gesellschaftliche Probleme wider, wie etwa Korruption, Ungleichheit und den Kampf um Macht und Einfluss. Diese Konflikte werden in den Parlamenten der Welt ausgetragen, sind jedoch oft Symptome eines größeren politischen und sozialen Umbruchs​​​​.

„Schlägereien in Parlamenten“ ist ein lehrreiches und unterhaltsames Buch, das einen wichtigen Beitrag zum Verständnis moderner Demokratien leistet. Fredrich gelingt es, komplexe politische Themen auf verständliche und oft humorvolle Weise zu präsentieren, ohne dabei die Ernsthaftigkeit der zugrunde liegenden Probleme zu verlieren. Dieses Buch ist nicht nur für politisch Interessierte, sondern für alle, die sich mit den Mechanismen der Macht und den Herausforderungen der Demokratie auseinandersetzen wollen, eine absolute Empfehlung. Insgesamt hat mich das Buch dazu gebracht, die politischen Prozesse und die Dynamik der Machtverhältnisse in Parlamenten aus einer neuen Perspektive zu betrachten. Es ist beeindruckend, wie Fredrich es schafft, ein solch ernstes Thema mit Leichtigkeit und Tiefe zugleich zu behandeln. Wer sich für die faszinierenden und manchmal absurd erscheinenden Aspekte der Politik interessiert, sollte dieses Buch unbedingt lesen​​.

Schlägereien in Parlamenten

8.7

Aufmachung

8.5/10

Umfang

8.4/10

Schreibstil

8.5/10

Thema

9.0/10

Aufbau

8.6/10

Lesbarkeit

8.5/10

Illustrationen

9.0/10

Umsetzung

8.7/10

Hat mir besonders gefallen

  • Das Buch bietet interessante und unterhaltsame Einblicke in die Gewalt und Konflikte, die in Parlamenten weltweit auftreten, und zeigt, wie sie die politische Kultur widerspiegeln​​​​.
  • Fredrich stützt seine Thesen auf umfangreiche Datensätze und wissenschaftliche Studien, die die Häufigkeit und Ursachen von Gewalt in verschiedenen Parlamenten untersuchen​​.
  • Der Autor gelingt es, komplexe politische Sachverhalte auf eine leicht verständliche und oft humorvolle Weise zu präsentieren, ohne die Ernsthaftigkeit der Themen zu verlieren​​​​.
  • Das Buch zeigt, dass Gewalt in Parlamenten ein universelles Phänomen ist, das kulturelle Grenzen überschreitet, und verdeutlicht, dass es keine einfachen Erklärungen für diese Vorfälle gibt​​.
  • Durch die Analyse von Gewalt in jungen und etablierten Demokratien bietet das Buch aktuelle und relevante Einsichten in die Herausforderungen, mit denen moderne Demokratien konfrontiert sind​​​​.
Mediennerd
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Medienproduzent/Blogger, Katzenliebhaber und 1. FC Köln Fan im hohen Norden. Mit meiner Berufs- und Lebenserfahrung teste und vermarkte ich seit 2009 Produkte aller Art. Sie erhalten immer ein ehrliches Feedback.
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